Mailand - Italiens Tourismuswirtschaft hat eines der schwersten Jahre hinter sich: Mit rund 203 Millionen Nächtigungen fielen diese um sieben Millionen gegenüber 2011 zurück. Das Umsatzminus belief sich nach Schätzungen des Hotelfachverbandes Federalberghi auf zehn Prozent oder drei Milliarden Euro.

Winter besser als Sommer

Grund für die Malaise ist der drastische Rückgang heimischer Kunden. Die Ankünfte von Italienern gingen im Vergleich zu 2011 um geschätzt 5,5 Prozent zurück. Eine echte Überraschung ist, dass die Wintersaison offenbar besser gelaufen ist als die Sommersaison. Im Februar, März und dann im Dezember war eine positive Entwicklung festzustellen. Im ersten Quartal 2012 wurden bei ausländischen Gästen sogar Rekordzunahmen von durchschnittlich neun Prozent erzielt.

"Dies ist auch auf die Vielzahl von Superangeboten in den Wintersportorten zurückzuführen", erklärte ein Hotelier im nordwestlichen Aostatal den Trend. Auch beginnen sich die in den Vorjahren getätigten Investitionen in neue Skipisten, etwa im Monte-Rosa-Massiv mit der Verbindung von Allagna-Gressoney - Champoluc erstmals zu rechnen.

Jobaussichten trist

Der Niedergang im Tourismus ist auch auf der Beschäftigungsseite ablesbar. Allein im Hotelgewerbe wurden 10.000 Mitarbeiter gekündigt. Die Aussichten für 2013 sind keineswegs rosig. Die anhaltende Rezession, die neu eingeführte Tourismussteuer und hohe Spritpreise lassen einen weiteren Rückgang befürchten.

Krisenbedingt verkürzen die Italiener ihren Sommerurlaub und verzichten zum Teil auch auf Zwischenurlaube. Erstmals seit Jahren gab es auch einen Einbruch (minus fünf Prozent) im Thermaltourismus, während andere Nischen, wie etwa der Weintourismus mit insgesamt fünf Milliarden Euro Einnahmen, aber auch der Pilgertourismus sich weiterhin im Aufwind befinden.

Italiener lieben Österreich

Glimpflich ist Österreich davongekommen. Da Österreich-Gäste meist der oberen Mittelschicht angehören, fiel das Minus minimal aus. Salzburg und Niederösterreich konnten in den ersten zehn Monaten ein Plus bei Gästen aus Italien verzeichnen.

Michael Strasser von der Österreich-Werbung in Mailand verweist auf die Adventaktion mit der erstmaligen Einführung eines "Adventkalenders" am Mailänder Domplatz, der von einer kleinen Weihnachtshütte flankiert war und auch die Begeisterung von Bürgermeister Giuliano Pisapia erregt hatte. Schon im Dezember habe man in Wien mehr Gäste aus Mailand gezählt. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 18.1.2013)