Ausgereichnet an der Place du Tertre will Starbucks eine Filiale eröffnen.

Foto: Paris Fierté

Kann eine Filiale eines multinationalen Kaffeekonzerns die Atmosphäre eines ganzen Stadtviertels zerstören? Und was hätte Hemingway dazu gesagt?

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Die Bewohner von Montmartre sind alles andere als begeistert.

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Die Kaffeelokale von Starbucks gehören inzwischen zum Straßenbild jeder größeren Stadt wie McDonald's oder H&M. Auch in Paris gibt es zahlreiche Starbucks-Filialen, nun soll eine weitere eröffnet werden. Allerdings legt sich ein Teil der Pariser Bevölkerung beim jüngsten Erweiterungsversuch der amerikanischen Kette quer, wie aus internationalen Medienberichten hevorgeht.

"Paris Fierté", was so viel bedeutet wie "Pariser Stolz", ist eine Organisation, die sich laut Eigendefinition für die Bewahrung der Pariser Identität einsetzt. Sie läuft Sturm gegen die Eröffnung eines Starbucks-Lokals im Pariser Stadtteil Montmartre. In diesem bei Touristen sehr beliebten Viertel haben Größen der Kunst- und Autorenszene gelebt und gearbeitet, darunter Pablo Picasso und Ernest Hemingway. Besonders gut besucht sind die Basilika Sacré-Cœur und die Place du Tertre, wo Straßenkünstler mehr oder weniger gelungene Porträts anfertigen.

Starbucks will im April eröffnen

In der neuen Filiale, die ausgerechnet an der Place du Tertre eröffnet wird, soll bereits im April Kaffee verkauft werden, Starbucks freut sich schon auf diesen exklusiven Standort. Ganz anders reagiert die Gruppe "Paris Fierté", die mit verschiedenen Aktionen gegen die amerikanische Kette protestiert. Demonstrationen auf der Straße und eine Online-Petition sollen abwenden, was viele Pariser als eine Beleidigung der Geschichte und Kultur der französischen Hauptstadt betrachten. Auch auf Facebook ist die Gruppe aktiv.

Konkret will die Gruppe die Authentizität von Montmartre schützen und wehrt sich gegen die Auswirkungen der Globalisierung. "Wir wollen eine Welt der Identitäten und nicht eine Welt der Vereinheitlichung", heißt es auf der Website von "Paris Fierté". Außerdem wolle man "den Geist von Montmatre bewahren" und fürchte unter anderem um den Tourismus. Touristen kämen schließlich nach Montmartre, um die einzigartige Atmosphäre zu entdecken, und diese wolle man sich nicht von einem multinationalen Großkonzern zerstören lassen.

Wenig Freude über Starbucks in Peking

Zuletzt stieß der Konzern auf heftigen Widerstand, als er im Jahr 2000 in der Verbotenen Stadt in Peking eine Filiale eröffnete und sich harsche Kritik vom chinesischen Fernsehmoderator Rui Chenggang gefallen lassen musste. Er warf Starbucks vor, die Kultur Chinas mit Füßen zu treten. Sieben Jahre später wurde die Filiale geschlossen. (red, derStandard.at, 17.1.2013)