Die Gemeine Strandkrabbe (Carcinus maenas) ließ sich von leichten Elektroschocks aus ihrer Wohnhöhle vertreiben. Die Forscher schließen daraus, dass auch sie Schmerz empfinden kann.

Foto: Queen's University/Bob Elwood

Paris - Es mag wenig überraschen, dass auch Gliedertiere so etwas wie Schmerzen verspüren. Nun wurde von einem Team um den Biologen Bob Elwood von der Queen's University in Belfast auch wissenschaftlich untermauert, dass eine lebend in den Kochtopf geworfene Krabbe körperlich leidet. Die Forscher griffen für ihre Erkenntnisse allerdings nicht zu so drastischen Mitteln wie kochendes Wasser.

Vielmehr wurden bei den Versuchen 90 Strandkrabben (Carcinus maenas) in ein Aquarium mit zwei dunklen Unterschlupfmöglichkeiten gesteckt. In einer der Höhlen, in denen sich die Tiere besonders gerne aufhalten, erhielten sie Elektroschocks.

Als die Krabben beim zweiten Mal in das Aquarium gelassen wurden, begaben sich die meisten von ihnen in dasselbe Loch, in das sie zuvor gekrabbelt waren - und wurden wieder mit Elektroschocks traktiert. Als die Tiere dann ein drittes Mal in dem Behälter ausgesetzt wurden, hielt sich die große Mehrheit von der Höhle mit den Elektroschocks fern.

Alle Schmerz-Kriterien vereint

"Die Krabben haben gelernt, den Unterschlupf zu meiden, in dem sie einen Schlag erhielten", erklärte Elwood. Um den erwarteten Schmerz zu vermeiden, hätten die Tiere sogar auf ihr geliebtes Versteck verzichtet. "Philosophisch gesehen" sei es so gut wie unmöglich, hundertprozentig nachzuweisen, dass ein bestimmtes Tier Schmerzen empfinde. Doch bei verschiedenen Experimenten mit Krabben, Garnelen und Einsiedlerkrebsen und seien alle Schmerz-Kriterien vereint gewesen.

"Milliarden Krustentiere werden gefangen oder für die Lebensmittelindustrie gezüchtet. Im Vergleich zu Säugetieren genießen sie praktisch keinerlei Schutz aufgrund der Annahme, dass sie keinen Schmerz fühlen. Unsere Forschungen belegen das Gegenteil", erklärte Elwood, dessen Studie im "Journal of Experimental Biology" veröffentlicht wurde. (APA/red, derStandard.at, 17.01.2013)