Gérard Depardieu als Russe Rasputin: Am Freitag auf Arte.

Foto: Arte France

Wien - Es war der große Wunsch seines damals noch zukünftigen Landsmannes: Der russische Staatschef Wladimir Putin höchstpersönlich beauftragte den Schauspieler Gérard Depardieu, den mythenumwobenen Wahrsager, Geistseher und Wunderheiler Grigori Jefimowitsch Rasputin zu verkörpern. Dass der Seher im wirklichen Leben zwar Rauschebart trug, ansonsten aber keineswegs jene voluminöse Erscheinung vorweisen konnte, wie es die TV-Version Josée Dayans (Gefährliche Liebschaften) glauben machen möchte, störte kaum, Putin offenbar schon gar nicht.

Wunder um Wunder

Wahrhaftigkeit in historischen Filmen wusste Depardieu schon einmal zu relativieren. Vor zehn Jahren spielte er Napoleons zaundürren Innenminister Fouchée mit wuchtiger Verve. Natürlich steht ihm auch der fanatische Prediger und hemmungslose Genießer gut, und so vollbringt Rasputin in ganzer Opulenz Wunder um Wunder, macht blinde Kinder sehend, heilt Frauen von Melancholie und das Zarenkind von der Bluterkrankheit. Dazwischen gibt er sich Wein, Weib, Mann und Wodka hin, begleitet von Roma-Musik spielenden Johann-Strauß-Streichern, und am Ende tanzt er nach Genuss eines Giftcocktails Csardas. Geschichte wird gemacht.

Klischees

Man kommt nicht umhin zu vermuten, dass Depardieu an Rasputin und die Vorstellung von dessen ausschweifendem Leben gedacht haben muss, als er sich zum Russen machen ließ. Und dann noch: Steuervergünstigung! Der reale Hintergrund der Biografie Depardieus macht Rasputin schwer bekömmlich, andernfalls könnte man an dem mit Klischees überfrachteten Stück Historien-TV schon Spaß haben, nicht zuletzt durch Fanny Ardant, die die Zarin nobel und dezent spielt.

"Leider hast du meinen Film Rasputin noch nicht gesehen", soll Depardieu bei einem Zusammentreffen in Sotschi zu Putin gesagt haben, worauf ein Stirnrunzeln des Staatsoberhaupts den Medienchef Oleg Dobrodejew zur eilfertigen Antwort veranlasste: "Spätestens im Mai läuft Rasputin landesweit im Staatsfernsehen." Der Mime muss sich im Paradies angekommen wähnen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 17.1.2013)