Washington - Die Weltbank gibt Entwarnung für die Eurozone - zumindest ein bisschen. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten dürften erstmal überstanden sein. Aber die Wachstumsaussichten seien weiter nicht rosig: Die Wirtschaft habe noch zu viele Probleme.

Die Gefahr einer schweren Finanzkrise in der Eurozone ist nach Ansicht der Weltbank weitgehend gebannt. Das Vertrauen der Märkte in Europa habe sich im vergangenen halben Jahr "dramatisch verbessert", weil die Staaten und die Europäische Zentralbank richtige Schritte zur Stützung der Gemeinschaftswährung unternommen hätten, stellt die Organisation in ihrem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Ausblick fest.

Zu früh für echte Entwarnung

Dennoch sei es zu früh für eine echte Entwarnung. Die schwächeren Euro-Staaten liefen bei nachlassendem Reformeifer weiterhin Gefahr, von den Kapitalmärkten abgeschnitten zu werden. Das bleibe ein starkes Abwärtsrisiko für die Weltökonomie.

Für die Eurozone erwartet die Weltbank in diesem Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,1 Prozent. Danach gehe es deutlich aufwärts: 2014 lege das BIP um 0,9 Prozent zu und 2015 um 1,4 Prozent. Europa insgesamt müsse neben der Schuldenkrise auch die hohe Arbeitslosigkeit, Exportprobleme und Wettbewerbsnachteile lösen, um das Wachstum zu erhöhen. "Die kommenden Jahre bleiben vor allem in den Ländern der Eurozone schwierig", meint Weltbank-Chefökonom Kaushik Basu.

Entgegen der "ermutigenden" Signale von den Märkten sei das tatsächliche globale Wachstum insgesamt noch "sehr wackelig und unsicher", sagte Weltbankchef Jim Yong Kim laut einer Mitteilung. Vor allem die anhaltende Schwäche in den Industrienationen "trübt die Aussichten für eine schnelle Verbesserung und eine Rückkehr zu einem stabileren Wachstum." Gefahren gingen auch von den politischen Wirrungen um den Schuldenabbau in den USA aus.

Wirtschaftsleistung nimmt zu

Insgesamt werde die Wirtschaftsleistung heuer weltweit um 2,4 Prozent zunehmen, nach schlechter als erwarteten 2,3 Prozent in 2012, schätzt das multilaterale Finanzinstitut in seinem neusten Ausblick. Erst für 2014 und 2015 sehe es mit 3,1 Prozent und 3,3 Prozent deutlich besser aus.

Wachstumsmotoren blieben die Schwellen- und Entwicklungsländer wie China oder Indien, die 2013 jeweils um 5,5 Prozent zulegen könnten und 5,7 beziehungsweise 5,8 Prozent in den kommenden beiden Jahren. 2012 habe das Wachstum hier bei 5,1 Prozent gelegen. Diese aufstrebenden, meist exportabhängigen Nationen müssten allerdings Wege finden, sich von den Zyklen der Weltkonjunktur zu lösen. Dafür seien Investitionen in die heimische Infrastruktur und eine Stärkung der öffentlichen Haushalte wichtig, rät der Chefautor des Ausblickes, Andrew Burns. (APA, 16.1.2013)