Nach dem Strasser-Urteil fragen sich viele, wie es mit anderen prominenten Korruptionscausen weiter geht. DER STANDARD bietet einen Überblick:

Grasser: Anklage demnächst möglich

Keine Anklage ohne belastende Akten - und auf diese wartet die Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft in der Causa Buwog rund um den ehemaligen Finanzminister Karlheinz Grasser seit Monaten. Im April 2011 hat die heimische Justiz um die Ausfolgung nötiger Dokumente angesucht. Am Montag trafen die aus Liechtenstein ein, Unterlagen aus der Schweiz stehen weiterhin aus.

Die Entscheidung über eine mögliche Anklageerhebung gegen Grasser werde dennoch demnächst fallen. Es geht um den Verdacht auf Korruption bei der Privatisierung der Bundeswohnungen während der Amtszeit Grassers im Jahr 2004.

Ermittlungen gegen Gorbach und Gastinger

Gegen den ehemaligen Vizekanzler und Infrastrukturminister Hubert Gorbach ermittelt die Staatsanwaltschaft in der Telekom-Affäre. Gorbach soll nach seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt von der Telekom 264.000 Euro bekommen haben. Wegen Geschenkannahme wird auch gegen einen BZÖ-Abgeordneten und die ehemalige Justizministerin Karin Gastinger ermittelt. In deren Wahlkampf waren 240.000 Euro geflossen, die ebenfalls die Telekom zur Verfügung gestellt hatte. Gastinger selbst sagte aus, nichts davon gewusst zu haben, und auch Gorbach weist den Vorwurf des Gesetzeskaufs durch die Telekom zurück.

"Unbeeinflusstes" Mensdorff-Urteil

Solange "nichts mehr passiert" wird im Prozess gegen den Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly am Donnerstag ein Urteil gesprochen werden. Dass der Richterspruch gegen Ernst Strasser darauf Einfluss haben wird, glaubt Gerhard Jarosch, Präsident der Staatsanwältevereinigung, nicht. Die Fälle seien zu unterschiedlich. " Darüber hinaus wird erst das rechtskräftige Urteil richtungsweisend sein."

Mensdorff soll 12,6 Millionen Euro vom Rüstungskonzern BAE Systems an Entscheidungsträger verteilt haben. Außerdem werden ihm falsche Zeugenaussagen und die Vorlage eines gefälschten Beweismittels vorgeworfen.

Meischberger kommt gleich in mehreren Ermittlungen vor

Gegen Walter Meischberger, Freund und Trauzeuge von Karl-Heinz Grasser, wird in mehreren Causen ermittelt. Anklage gibt es noch keine. Meischberger war bei der Privatisierung der Buwog behilflich, dafür hatte er eine Provision in Höche von acht Millionen Euro erhalten - für die er keine Steuer zahlte. Laut Staatsanwaltschaft soll Meischberger von mehreren Privatisierungen profitiert haben, die sein Freund Grasser auf den Weg gebracht hatte. Ermittelt wird auch in der Affäre um den Terminal Tower in Linz und in der Tetron-Affäre. Von der Novomatic soll ebenfalls Geld an die Valora, an der Meischberger beteiligt war, geflossen sein.

Ex-FPÖ-Mann Rumpold: Anklage wegen Untreue steht

Wien - Der ehemalige Bundesgeschäftsführer der FPÖ, Bundesrat und FPÖ-Werber Gernot Rumpold ist über die Causa Telekom (TA) gestolpert. Die Staatsanwaltschaft Wien wirft ihm in ihrer Anklage Beihilfe zur Untreue und falsche Zeugenaussage vor. Rumpold soll den ebenfalls angeklagten Telekom-Ex-Managern bei einer 600.000-Euro-Parteispende an die FPÖ, die Aufsichtsrat und Hauptversammlung der TA "nicht gebilligt hätte" geholfen haben. Rumpolds Agentur MediaConnection habe mit der TA " ein Scheingeschäft" für vier "wertlose" Konzepte abgeschlossen, das Geld dafür sei der FPÖ zugutegekommen. Rumpold bestreitet das. (gra, mika, völ, DER STANDARD, 16.1.2013)