Eine Möglichkeit, Photovoltaikzellen in Zukunft anzuwenden: als Bestandteil einer Faltgarage.

Foto: Sunplugged

Photovoltaikzellen sehen heute fast immer gleich aus: feste Platten aus Silizium, blau schillernd, mit parallelen weißen Linien. "Mit diesen Solarzellen lassen sich allerdings nicht alle Kundenwünsche befriedigen" , sagt Nadja Adamovic vom Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme der TU Wien, die Leiterin des von der EU geförderten Projekts "Solardesign". Das auf drei Jahre angelegte Projekt soll eine Brücke zwischen technologischer Forschung, Architektur und Design schlagen. Solarzellen sollen bunter, flexibler und vielseitiger werden, um neue Nischenmärkte zu erschließen.

Dabei sollen ganz konkrete Produkte entstehen - etwa Hüllen, die einen Tablet-PC aufladen, Solarradios, solarbetriebene Sensoren, die Waldbrände erkennen, oder auch Straßenlampen, die sich tagsüber aufladen und nachts leuchten. Außerdem sollen flexible, biegsame Solarzellen weiterentwickelt werden, die sich an gekrümmte Gebäudewände anschmiegen oder auf Textilien zum Einsatz kommen. Partner in dem Projekt ist die Tiroler Firma Sunplugged. Sie wird Dünnschichtsolarzellen in langen Rollen herstellen, die ähnlich wie Stoffe in der Kleidungsherstellung nach Belieben zurechtgeschnitten werden können. Die elektrischen, optischen und mechanischen Eigenschaften dieses Materials sollen für den jeweiligen Einsatzzweck abgestimmt werden.

Adamovic arbeitet in erster Linie an der Simulation und Optimierung von Solarzellen am Computer. "Wenn ein Designer grüne Solarmodule mit zickzackförmigen Zellen haben möchte, dann ist es schwer zu sagen, wie sich dieses Design auf die elektrischen Eigenschaften auswirkt", erklärt sie. "Wir können das aber genau untersuchen und technisch optimale Lösungen entwickeln."

Je nach Einsatzzweck müssen die Solarzellen an unterschiedliche Lichtintensitäten oder unterschiedliche Lichtspektren angepasst werden. Solarzellen im Außenbereich müssen mit extremeren Temperaturen und Feuchtigkeitswerten zurechtkommen, in Innenräumen müssen sie auch bei schwachen, diffusen Lichtverhältnissen funktionieren. Solarzellen, die fest in Gebäuden verbaut werden, müssen auf eine besonders hohe Lebensdauer ausgelegt sein. All diese Parameter lassen sich gezielt steuern - die Auswahl der richtigen Materialien ist dabei besonders wichtig.

Adamovic beschäftigt sich nicht nur mit klassischen kristallinen Solarzellen auf Siliziumbasis, sondern vor allem mit Dünnschichtzellen aus Kupfer, Indium, Gallium und Selen. Sie sind besonders leicht und biegsam und können daher auch auf Textilien eingesetzt werden.

Insgesamt sind elf Forschungseinrichtungen und Firmenpartner an dem Projekt beteiligt - aus Österreich ist neben der TU Wien und der Photovoltaikfirma Sunplugged auch RHP Technology mit dabei. Weitere Partner kommen aus Dänemark, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich. (DER STANDARD, 16. 1. 2013)