Laut der ibw-Studie werden weniger als 20 Prozent der Jobs eine akademische Graduierung erfordern.

Foto: http://www.istockphoto.com/ Lisa Klumpp

Die Berufsgruppen mit dem stärksten Wachstum.

Grafik: ibw

Wien - Die lange propagierte Vorstellung, dass in einer wissensbasierten Dienstleistungsökonomie primär neue Jobs auf höherem Qualifikationsniveau geschaffen werden, erweist sich laut einer aktuellen Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) "als wenig realistisch oder zumindest einseitig". Tatsächlich schaffe der berufliche Wandel "Jobs auf allen Qualifikationsniveaus".

Auch künftig werden demnach rund 80 Prozent der Arbeitsstellen mit beruflicher Aus- und Weiterbildung (betriebliche Einarbeitung, Lehre, Fachschule, berufsbildende höhere Schule) zugänglich sein, so Studienautor Arthur Schneeberger. Auch bei einem mittelfristigen Wachstum bei akademischen und verwandten Berufen könne man davon ausgehen, dass "voraussichtlich unter 20 Prozent der Jobs akademische Graduierung als typisches Einstellungserfordernis aufweisen werden". Mittelfristig sollten Hochschulabsolventen daher stärker abseits der traditionellen akademischen Berufe nach Jobs suchen.

Größtes Plus für Pflegeberufe

Insgesamt entstehen laut Prognose des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zwischen 2010 und 2016 zusätzliche 170.000 Stellen (plus 5,3 Prozent) für unselbstständig Beschäftigte, für 52.100 Stellen werden Personen mit akademischer oder vergleichbarer Qualifizierung benötigt. Das größte Wachstum wird den Pflegeberufen von 129.2000 auf 150.600 Stellen (plus 21.400) sowie Krankenpflege und Geburtshilfe (plus 19.700) vorhergesagt. Produktions- und Operationsleiter kommen auf ein Plus von 16.800, Verkaufsberufe auf 16.300.

Erst auf Platz acht finden sich als erste Akademiker die Naturwissenschafter (plus 13.200), gefolgt von Biowissenschaftern und Medizinern (plus 8.900), Architekten und Ingenieuren (plus 6.300). Juristen (5.600) und Sozialwissenschafter (plus 5.300) kommen auf Platz zwölf bzw. 13. Als Hauptproblem am Akademikerarbeitsmarkt ortet der Bericht "fachliches Mismatch" und hohe regionale Mobilitätsanforderungen.

Minus

Weniger Jobs werden etwa für die Bereiche Anlagen- und Maschinenbediener (minus 27.100), SekretärInnen (minus 2.800) und bei den Bibliotheks-, Post und verwandte Angestellte (minus 2.600) prognostiziert.

Keine Entspannung wird es laut dem Bericht mittelfristig beim Fachkräftemangel geben. "Alleine durch die Verluste durch Geburtenrückgang und veränderte Bildungswahl sind bei stabiler und zum Teil wachsender Beschäftigung dauerhafte Rekrutierungsprobleme auf Lehrabschlussebene zu erwarten." Österreich werde daher die Nachqualifizierung von Erwachsenen und Zuwanderung bei Fachkräften weiter forcieren müssen. Zumindest langfristig werde es zudem verstärkt Kombinationen von Schule und praktischer Fachausbildung brauchen, um Bildung und Möglichkeiten am Arbeitsmarkt zu verbinden. (APA, red, 15.1.2013)