Reykjavik  - Die isländische Regierung will bei den Beitrittsverhandlungen mit der EU bis zu den Wahlen Ende April kräftig auf die Bremse steigen. Außenminister Össur Skarphédinsson begründete eine entsprechende Kabinettsentscheidung am Montag in Reykjavik damit, dass eine möglicherweise neue Regierung nach der Wahl am 27. April "ihre eigenen Prioritäten zu wichtigen Themen setzen kann."

Eine klare Mehrheit der Isländer ist nach Umfragen gegen den von der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir betriebenen EU-Beitritt. Als wichtigster Grund gilt die Befürchtung unter den 320.000 Bürgern, dass ihr Land die Einnahmen aus den bisherigen Fischereirechten rund um die Atlantik-Insel verliert. In Brüssel wird derzeit mit der Fischerei das für die Nordeuropäer souverän wichtigste Thema verhandelt. Man werde in dieser Frage vorerst nicht mehr Stellung beziehen, sagte Skarphédinsson.

Favorit bei den Wahlen ist nach Umfragen die konservative Unabhängigkeitspartei. Sie hatte im Gefolge der auf Island besonders schweren Finanzkrise 2009 die Regierungsmacht verloren. Die Partei ist gegen die EU-Mitgliedschaft. Im Fall eines Wahlsieges plant sie eine Volksabstimmung über die Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen.(APA, 14.1.2013)