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Wendelin Wiedeking: "Nur wer etwas wagt, kann auch gewinnen. Und Gewinnen macht Spaß."

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tialini darf nicht Vialino heißen.

Foto: tialini

Wendelin Wiedeking gehen die Ideen nicht aus. Als Porsche-Chef brachte er das Unternehmen auf die Überholspur - bis er sich überhob. Nach seinem unrühmlichen Abgang 2009 gründete er nun die Italo-Gastrokette tialini. Ende Dezember öffnete die erste Filiale. Im Interview mit derStandard.at spricht der frisch gebackene "Pizzabäcker" über Expansionspläne, Lebensstil und seinen legendären Schmorbraten. Fragen zu seiner Vergangenheit wollte er nicht gestellt bekommen.

 

derStandard.at: 17 Jahre lang lenkten Sie die Geschicke von Porsche, führten das damals angeschlagene Unternehmen wieder auf die Überholspur. Nun feilen andere an Ihrem Lebenswerk. Schmerzt das?

Wiedeking: Für mich war es nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine Ehre, das Werk von Ferdinand und Ferry Porsche fortführen zu dürfen. Wenn man an etwas Großem beteiligt ist, ist es klar, dass man den Stab irgendwann weiter gibt. Alle Autos, mit denen Porsche heute erfolgreich ist, wurden zu meiner Zeit entwickelt. Ich habe das Feld gut bestellt hinterlassen und deswegen auch
keine Schmerzen.

derStandard.at: Apropos Bestellen: Bauen Sie auf Ihrem Grundstück in Bietigheim immer noch Kartoffeln an und pflügen den Acker?

Wiedeking: Selbstverständlich, mit großer Freude.

derStandard.at: Hat sich an Ihrem Lebensmotto "no risk, no fun" etwas geändert?

Wiedeking: Nein, denn nur wer etwas wagt, kann auch gewinnen. Und Gewinnen macht Spaß.

derStandard.at: Mürrisch, stur, hochmütig, dicke Zigarre und schnelle Autos - so sieht Sie die Öffentlichkeit. Wenn Sie in den Spiegel blicken, wen sehen Sie?

Wiedeking: Das sieht vielleicht ein kleiner Teil der Öffentlichkeit so. Ich sehe einen Menschen, der mit sich im Reinen ist, der viele Freunde hat und viel Unterstützung auch in der Öffentlichkeit erfährt.

derStandard.at: Ende Dezember starteten Sie Ihre erste tialini-Filiale in Ludwigshafen. Die Stadt ist eher bekannt für ihre Großchemie denn als Hochburg der Gastronomie. Warum also gerade dort?

Wiedeking: Wir haben dort eine erstklassige Immobilie in wunderschöner Lage direkt am Rhein für unser Restaurant gefunden und große Unterstützung von der Stadt Ludwigshafen und dem Vermieter ECE erfahren. Grundsätzlich wollen wir in Städten ab einer Größe von 100.000 Einwohnern präsent sein.

derStandard.at: Der Start war etwas holprig. Sie wollten Ihre Italo-Gastrokette ursprünglich Vialino nennen. Das schmeckte Vapiano gar nicht. Was unterscheidet Ihren Betrieb vom Konkurrenten?

Wiedeking: Was heißt hier holprig? Als die Namensähnlichkeit ein Thema wurde, habe ich sofort reagiert. Der Wettbewerb soll schließlich im Markt stattfinden - und das wird auch der Fall sein. Nur bei uns finden die Gäste alles, was einen Restaurant-Besuch attraktiv macht: Frische und Qualität, Service, Atmosphäre und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und bei uns werden Sie am Tisch bedient. Probieren Sie es einfach mal aus.

derStandard.at: Vapiano einfach zu kaufen, wäre keine Option gewesen?

Wiedeking: Wir verfolgen ein anderes Konzept.

derStandard.at: Mit guten Autos kennen Sie sich bestens aus. Wie sieht eine gute Pizza aus?

Wiedeking: Sie muss aus erstklassigen Zutaten bestehen, handwerklich perfekt sein und schnell und freundlich an den Tisch gebracht werden.

derStandard.at: Die Autobranche ist hocheffizient. Kann man davon etwas in die Systemgastronomie übertragen?

Wiedeking: Genau definierte Abläufe sind in beiden Branchen wichtig. Nur wenn jeder weiß, was er zu tun hat, kann man gute Arbeit abliefern.

derStandard.at: Können Sie selbst kochen?

Wiedeking: Aber sicher. Mein westfälischer Schmorbraten ist legendär.

derStandard.at: Wie sehen Ihre Wachstumspläne aus?

Wiedeking: Wir werden 2013 noch zwei bis drei weitere Restaurants eröffnen. Mittelfristig soll es rund 20 Tialini-
Restaurants in Deutschland, der Schweiz und in Österreich geben.

derStandard.at: Was ist an Pizza und Pasta so lukrativ?

Wiedeking: Jeder Mensch isst jeden Tag. Und alle, die ich kenne, mögen die italienische Küche. 

derStandard.at: Wann werden wir in Österreich erstmals bei tialini essen können?

Wiedeking: Bald. Auch wenn ich Ihnen heute noch kein genaues Datum nennen kann.

derStandard.at: Mit 42 Jahren wurden Sie zum Manager des Jahres gekürt. Was hat Ihnen diese Auszeichnung
bedeutet?

Wiedeking: Ich habe diese Auszeichnung entgegen genommen, aber immer gesagt: Es hat mich darin bestätigt, die richtigen Leute an meiner Seite zu haben. Alleine hätte ich das nicht geschafft. Ich hatte ein tolles Team bei Porsche, bin auch heute wieder an zahlreichen guten Unternehmen beteiligt. All diese Leute haben Anteil am Erfolg.

derStandard.at: Von Ihnen stammt die Aussage: "Angst behindert das Denken. Ich habe keine Angst. Nie." Das gilt auch für die Zeit nach 2009?

Wiedeking: Selbstverständlich.

derStandard.at: Seit Jahren investieren Sie unter anderem in Schuhe, Immobilien, Pharma und betreiben das Gasthaus "Pulverschoppen" in Beckum. Bleibt da noch Zeit für Hobbys?

Wiedeking: Im Bereich Pharma bin ich als Verwaltungsratsmitglied bei der Novartis AG in Basel aktiv. Alles, was ich unternehme, mache ich gern. Und wenn man das, was man macht, gern macht, braucht man keine weiteren Hobbies. Für mich ist Arbeit mein Hobby.

derStandard.at: Denken Sie irgendwann ans Aufhören?

Wiedeking: Solange meine Mitarbeit und mein Rat gefragt sind, freue ich mich, dabei zu sein. Wenn ich merke, dass ich den Dingen nicht mehr gewachsen bin, werde ich aufhören. Ich hoffe, das ist noch lange hin. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 15.1.2013)