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Zwischen 340.000 und 800.000 GegnerInnen der Ehe für Lesben und Schwule gingen am Sonntag in Paris auf die Straße. Proteste gab es auch vor der französischen Botschaft in Rom.

Foto: Reuters/CHRISTIAN HARTMANN

Paris/Rom - Hunderttausende Menschen haben am Sonntag in Paris gegen die von der sozialistischen Regierung geplante Einführung der Ehe für Lesben und Schwule demonstriert. Unterstützt von der katholischen Kirche sowie großen Teilen der konservativen Opposition nahmen sie in der französischen Hauptstadt an Protestzügen teil. Der umstrittene Gesetzentwurf, der gleichgeschlechtlichen Paaren auch ein Adoptionsrecht einräumt, sorgt seit Monaten für Kontroversen.

TeilnehmerInnen aus ganz Frankreich

Mit Bussen und Bahnen reisten GegnerInnen der gleichgeschlechtlichen Ehe aus ganz Frankreich an. Die Polizei gab die Zahl der TeilnehmerInnen am Abend mit 340.000 an, die OrganisatorInnen sprachen von 800.000 DemonstrantInnen. Bereits Mitte November hatten landesweit mehr als 100.000 Menschen gegen das Vorhaben der SozialistInnen protestiert. Zehntausende demonstrierten dagegen Mitte Dezember für das Vorhaben, das die französische Regierung im November auf den Weg gebracht hatte und mit dem sich die Nationalversammlung ab Ende des Monats befassen soll.

Der Protest am Sonntag stand unter dem Motto "Wir stammen alle von einer Frau und einem Mann ab". Viele TeilnehmerInnen brachten ihre Kinder mit zu der Kundgebung. "Die Papas und die Mamas gehen auf die Straße und verteidigen die Ehe", lautete der Schlachtruf der DemonstrantInnen. "In den Hoden gibt es keine Eizelle", war zudem auf kleinen Fähnchen und Tafeln zu lesen. Der Chef der konservativen Oppositionspartei UMP, Jean-François Copé, marschierte hinter einem Transparent mit der Aufschrift "Alle Hüter des Bürgerlichen Gesetzbuchs".

Hollande hält an Plänen fest

Frankreichs Staatschef François Hollande hält bisher ungeachtet des Widerstands an den Plänen fest. Noch vor wenigen Tagen sagte er, das umstrittene Gesetz sei für ihn und "Millionen von Franzosen ein Fortschritt in Fragen der Gleichberechtigung". Das Projekt werde zu Ende geführt, versicherte er. Laut einer Umfrage vom Dezember ist eine Mehrheit von 60 Prozent der französischen Bevölkerung für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Dass lesbische und schwule Paare auch das Adoptionsrecht bekommen, lehnt allerdings eine knappe Mehrheit ab.

Die Debatte um das Gesetz war zuletzt mit zunehmender Schärfe geführt worden. Für Aufregung sorgte ein Brief von Bildungsminister Vincent Peillon, der vor Diskussionen über das Projekt in katholischen Schulen warnte. Der Minister bekräftigte später, solche Debatten müssten "in der Gesellschaft" geführt und dürften "nicht in die Schulen" getragen werden. Er reagierte damit auf einen Brief des Leiters des katholischen Schulwesens in Frankreich, der den Direktoren nahegelegt hatte, die gleichgeschlechtliche Ehe in Klassenzimmern zu diskutieren.

Proteste auch in Rom

Rund 500 GegnerInnen der Ehe für Lesben und Schwule versammelten sich auch vor der französischen Botschaft in der italienischen Hauptstadt Rom. Vier Aktivistinnen der Frauenrechtsorganisation Femen demonstrierten mit entblößtem Oberkörper auf dem Petersplatz gegen Papst Benedikt XVI.. Während der Papst am Sonntag sein Angelus-Gebet sprach, zeigten die Frauen ihren mit Protestslogans beschriebenen Oberkörper und riefen "Schwulenfeind, sei still!". Danach wurden sie von der Polizei abgeführt. Benedikt XVI. hat sich in den vergangenen Wochen wiederholt gegen die Ehe und ein Adoptionsrecht für Lesben und Schwule ausgesprochen. Femen hatte in ähnlicher Form schon in Russland und der Ukraine gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche protestiert. (APA, 14.1.2013)