"Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!: Helmut Berger

Foto: RTL/Stefan Menne

"Der schönste Mann der Welt", als der Helmut Berger einmal gegolten hat, schimmerte im Dschungelcamp auf RTL, dem Hinrichtemedium unserer Tage, auf ganz neue Weise durch. Da saß ein alter Mann mit eingesunkenem Körper zwischen gestylten Wichtigtuerinnen und schwieg. Kein Kommentar mehr zu einer Welt, die aus Maden und Würmern die unfreiwilligen Konspirativkräfte der Sensationslust macht. Sicher nicht.

Nebenrolle in "Der Pate III"

Schon Hollywood war dem Schauspieler ein Übel, als er 1990 nach einer Entziehungskur ebendort eine Nebenrolle in "Der Pate III" übernahm: "Ich hasse Hollywood, alles dort, die Plastikwelt, das ganze System. Ich bin Europäer." Helmut Berger wurde 1944 als Sohn eines Hotelierehepaares in Bad Ischl geboren (sein eigentlicher Name ist Steinberger). Als Achtzehnjähriger zog er nach London und wurde Fotomodell, nahm Statistenrollen beim Film an und lernte auf diesem Weg, mittlerweile nach Rom übersiedelt, seinen späteren Lebensgefährten Luchino Visconti kennen.

An Viscontis Seite gelangen Helmut Berger die größten Erfolge. Unvergesslich in seiner hehren und unnahbaren Kühle bleibt das Porträt des in seiner künstlichen Luxuswelt versunkenen Bayernkönigs "Ludwig II." (1972, mit Romy Schneider) oder die Rolle des Martin von Essenbeck, Spross einer von den Nationalsozialisten abhängigen Industriellenfamilie, in "Die Verdammten" (1969).

Bohemien und Jetsetter

Nach dem Tod Viscontis brach diese vielversprechende Schauspielkarriere ein, Berger unternahm einen Selbstmordversuch. Das Leben als dekadenter Bohemien und Jetsetter, das Helmut Berger in seiner Autobiografie "Ich" (Ullstein 1998) aufs Aberwitzigste schildert, ließ sich nicht auf Dauer finanzieren. Das Buch, das auch von der Unbedarftheit eines Jungstars aus der Provinz berichtet, bedürfte übrigens dringend einer Wiederauflage.

Anfang der 1990er war Berger mit der italienischen Kollegin Francesca Guidato verheiratet, übersiedelte danach aber wieder nach Österreich. Seinen Schauspielerberuf gab er nie ganz auf, auch wenn ihn das Business seiner Unzuverlässigkeit wegen ignoriert. Er spielte in Christoph Schlingensiefs "Die 120 Tage von Bottrop" oder zuletzt in Peter Kerns "Blutsfreundschaft" (2009). Dass ihn sein Exhibitionismus einmal ins RTL-Dschungelcamp führen würde, hätte niemand erwartet. Dass er dieses aufgrund ärztlichen Attests frühzeitig verlässt, schon eher. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 14.1.2013)