Honda MSX125: Zehn PS für den MacGyver von Meidling, zum Beispiel.

Foto: honda

Das neue 125er-Gerät etwas herangezoomt.

Foto: honda

Der historische Vorfahre: Die Honda Monkey. Einst treuer Begleiter für den Pendelverkehr zwischen Heimat und Stamm-Disco-Pub.

Foto: honda

Jetzt erinnere ich mich gerade. Ich hab tatsächlich einmal eine KTM besessen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Also keine Hard-Enduro oder Cross-Reiben, auf der man entweder steht oder mit ihr liegt, sondern was zum Sitzen. Eine KTM Hobby.

Meine Oma hat sie mir zum 16. Geburtstag geschenkt und dachte, sie tut der Welt damit was Gutes. Zum einen hatte der Vorbesitzer inzwischen den dritten Schlaganfall und hätte eh nimmer fahren sollen - und sie wusste ja, wie sehnlich ich mir ein Moped wünsch. Aber es war dann alles ganz anders, und meine Oma hat wieder einmal die Welt nicht im Ansatz verstanden. Der Nachbar meiner Oma, der Schlaganfallpatient, hat sich ungern von seiner Hobby getrennt, weil er ohne sie nimmer in den Wald zum Schwammerlsuchen fahren konnte, wie er die Touren hinters Haus nannte, nach denen er öfter den Flachmann als die Hobby tanken musste.

Lahme Hobby

Seine Frau war erst recht angefressen, weil der alte Suderer jetzt dauernd daheim herumgesessen ist und dort ob der Abstinenz nicht nur seine Flatulenz, sondern auch seinen Grant ausgelebt hat. Und ich? He! Das Drecksding ist mit viel Fluchen gerade einmal einen 30er gelaufen. Schneller ist sie die letzten 25 Jahre wohl auch nie gefahren worden. Die Hobby hat sich quasi daran gewöhnt.

Also hab ich sie zerlegt und zusammengebaut und zerlegt und zusammengebaut. Und auf einmal ist sie 35 km/h gelaufen. Ja, wirklich. Was das ausmacht, wenn man den verstopften Luftfilter weglässt. Natürlich hat mich bei der Testfahrt die Gendarmerie erwischt und monierte nicht nur den fehlenden Luftfilter, sondern auch den gleichnamigen Helm. Mit dem Erfolg, dass ich den Mistkotta, der eh nicht gescheit gefahren ist, unter dem erniedrigenden Lachen der Kieberer heimgeschoben habe. "Sei froh, Burli, dass ma nix vun dein Toschngöld wulln", hat der eine noch gesagt.

Mit 16 eine 125er fahren

Und wenn mir jetzt einer sagt, früher war alles besser, dann hau ich ihm den Prospekt der neuen Honda MSX125 um die Ohren. Weil jetzt darf man mit 16 ja eine 125er fahren und muss sich nicht mehr mit den leidigen 50ern herumplagen, die entweder eh nicht gescheit, oder wenn doch, weil aufgebohrt und getuned, nur kurz gelaufen sind.

Die Honda MSX125 ist eh genau für die Rotzpipen gemacht, die jetzt 16 sind und schon den A1-Deckel machen. Erst brennen sie dich im Stadtverkehr her, weil so eine 125er rennt ja bei 45 nicht in den Begrenzer. Und zwei Jahre später haben die das Motorradlfahren so im Blut, dass es schon seine Berechtigung hat, wenn sie einen mit Opa anreden und auffordern, dass man ganz leise von dannen ziehen, sich also schleichen soll.

MacGyver von Meidling

Die jungen Wilden werden eine Hetz haben, mit dem Bock, der an die einstige Monkey erinnern soll. Weil erstens kommen sie bei der Sitzhöhe von 765 Millimeter auch dann noch mit den offenen Schuachbandln aufn Boden, wenn sie sich die Hose vorher nicht bis über die Knie rauf ziehen. Und vom Styling her... Sowas hat es früher nicht gegeben. Schaut schon scharf aus.

Mit den fetten Ballonreifen, LCD-Displays, dem argen Scheinwerfer und dem LED-Rücklicht kann man sich schon ein bisserl vorkommen wie eine Mischung aus MacGyver von Meidling und Magnum von Mödling. Keine Ahnung, wer die Vorbildwirkung der beiden heute in der Neigungsgruppe Clerasil übernommen hat.

Extravaganter Bock

Der Zwei-Ventil-Einzylinder stammt aus der Honda Innova, wurde aber komplett überarbeitet. Sogar die Kurbelwelle hat Honda versetzt, um weniger Verschleiß zu haben. Zudem ist die MSX125 kein Automatikroller, sondern hat eine Vier-Gang-Schaltung. Kat ist eh klar. Macht unterm Strich handzahme 10 PS in einem extravaganten Bock mit 12-Zoll-Ballonreifen.

Ob das gerade einmal 102 Kilogramm schwere Motorradl eher ein Schlapfen oder der kleinste gemeinsame Nenner von dem ist, was eine Maschin ausmacht, werden wir dann im Frühjahr sehen. Denn in Brüssel feiert die MSX nun einmal ihre Premiere, bevor sie dann im Mai auch in Österreich erhältlich sein wird.

Der Preis steht noch nicht fest, aber ein bisserl mehr als drei Tausender wird die Oma schon auf die Seite legen müssen, wenn sie das Enkerl liebt und sich von der Nachbarin auch künftig die Haare eindrehen lassen will. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 14.1.2013)