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Auch heute noch liegt die Costa Concordia vor Giglio auf Grund.

Foto: Gregorio Borgia/AP

Rom - Am ersten Jahrestag der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" haben Überlebende und Angehörige der 32 Todesopfer am Sonntag eine Gedenkfeier am Unglücksort abgehalten. Vor der Insel Giglio unweit der toskanischen Küste, wo das Wrack des 290 Meter langen Schiffs noch immer auf der Seite liegt, warfen sie Blumen ins Meer und legten eine Schweigeminute ein. Ein Boot gab 32 Salutschüsse ab, einer für jedes Opfer.

Die Feiern begannen am Sonntag mit der Wiederherstellung des von dem Kreuzfahrtschiff beschädigten Riffs. Die "Costa Concordia" hatte in der Unglücksnacht das Riff gerammt und den Felsen herausgerissen. Danach wurde auf der Insel eine Messe gefeiert. Daran beteiligten sich hunderte Angehörige der Opfer und viele Überlebende der Unglücksnacht. Tränen in den Augen hatten mehrere Überlebende, die sich bei der Messe die Hände hielten und für die Todesopfer beteten.

An der Messe beteiligten sich auch die Angehörigen der letzten beiden Vermissten des Unglücks. Dabei handelt es sich um ein indisches Crew-Mitglied sowie um eine italienische Passagierin. Bischof Guglielmo Borghetti dankte den Bewohnern von Giglio, die nach dem Unglück zum Hafen geeilt waren, um den mehr als 4.000 Schiffbrüchigen zu helfen.

Kritik an Betreibergesellschaft und Kapitän

Das mit 4.200 Passagieren - darunter auch 77 Österreicher - besetzte Schiff war am 13. Jänner 2012 vor Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und binnen Stunden gesunken. Nach dem Unglück war heftige Kritik an der Betreibergesellschaft und am Kapitän laut geworden. Das Schiff sei viel zu spät evakuiert worden, der Kapitän Francesco Schettino zu früh von Bord gegangen und habe hunderte Passagiere im Stich gelassen, hieß es. Die Costa Concordia selbst liegt auch heute noch vor Giglio auf Grund, mit einer Bergung ist laut Rederei nicht vor September zu rechnen.

400 Millionen Dollar Bergungskosten

Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber der "Costa Concordia", rechnet mit Bergungskosten für das Wrack von 400 Millionen Dollar (etwa 305 Millionen Euro). Das wären 100 Millionen Dollar mehr als bisher angenommen, teilte die Reederei am Samstag bei einer Pressekonferenz mit. Einen genauen Termin für die Bergung des Schiffes wollte Costa Crociere nicht nennen. Allerdings rechne man mit einer Bergung noch vor dem Ende des Sommers.

Zivilschutzchef Franco Gabrielli versicherte, dass bisher die Umweltbelastung wegen des Wracks im Meer "absolut minimal" gewesen sei. Der Zivilschutz habe stets mit Transparenz gehandelt. "Wir haben niemals Daten über die Umweltlage rund um die Insel Giglio verheimlicht", so Gabrielli.

Kapitän gibt Interview zum ersten Jahrestag

Zum ersten Jahrestag des "Costa Concordia"-Unglücks hat Schiffskapitän Francesco Schettino in einem Interview seine Unschuld beteuert und Fehler seiner Crew für das Kentern des Schiffes verantwortlich gemacht. Der indonesische Steuermann habe eines seiner auf Englisch gegebenen Kommandos falsch verstanden, beteuerte Schettino am Sonntag im italienischen Fernsehen. "Wenn der Steuermann richtig verstanden hätte, wäre das Schiff vorbeigefahren und nichts wäre passiert." Zudem habe ihn der Diensthabende am Radar nicht gewarnt, "dass wir Land vor uns hatten. Man hat mir gesagt, alles wäre in Ordnung".

Kapitän gilt als Hauptschuldiger

Sämtliche Schuld sei auf ihn abgewälzt worden, "weil ich den Angaben gefolgt bin, die mir gemacht wurden", beklagte sich Schettino. Der Kapitän gilt den Ermittlern als Hauptschuldiger für das Unglück vor der toskanischen Insel Giglio, das er durch einen Navigationsfehler verursacht haben soll.

Verfahren laufen

Den Hinterbliebenen der Opfer versicherte Schettino in dem TV-Interview, dass auch er um die Toten trauere. "Seit dem 13. Jänner 2012 und bis zum Ende meines Lebens werde ich in meinem Herzen eine sehr persönliche Verbindung zu den Familien der Opfer haben." Gegen den Kapitän und neun weitere Verdächtige laufen derzeit Verfahren wegen Totschlags, ein Prozess wird wohl aber erst in einigen Monaten starten. (APA, 13.1.2013)