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Anschlagsort in Quetta.

Foto: EPA/WAHEED KHAN

Islamabad - Die Zahl der Toten bei der Anschlagserie in Pakistan vom Donnerstag ist auf mindestens 115 gestiegen. Besonders verheerend war ein Doppelanschlag in der südwestpakistanischen Provinzhauptstadt Quetta, bei dem nach Polizeiangaben vom Freitag mindestens 83 Menschen starben. Darunter sind die beiden Selbstmordattentäter.

Die meisten der Opfer des Anschlags in einer Billardhalle gehörten der schiitischen Minderheit an. Die sunnitische Terrorgruppe Lashkar-e-Jhangvi bekannte sich zu der Tat. Zuvor waren bei einem weiteren Anschlag in Quetta elf Menschen getötet worden. Bei einem Anschlag nahe Mingoria im Swat-Tal starben 21 Menschen.

Ziel unklar

 

Quetta ist die Hauptstadt der Provinz Baluchistan (Belutschistan) nahe der Grenze zu Afghanistan. Das Ziel des Anschlags war zunächst unklar. Örtlichen Fernsehberichten zufolge explodierte die Bombe in der Nähe eines paramilitärischen Kontrollpostens.

Die zweite Bombe sei detoniert, als Retter und Menschen zusammenströmten, um den Opfern des ersten Anschlags zu helfen, teilte die Polizei mit. Der örtliche TV-Sender Samaa meldete, bei der zweiten Explosion sei einer seiner Journalisten umgekommen.

Unabhängigkeitskampf in Baluchistan

Die trockene und bergige Provinz Baluchistan ist seit Jahren Schauplatz von Gefechten zwischen den Sicherheitskräften auf der einen und Unabhängigkeitskämpfern sowie islamistischen Aufständischen auf der anderen Seite. Zudem gibt es regelmäßig gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und der religiösen Minderheit der Schiiten.

Anschläge in Mingora

Ebenfalls am Donnerstag starben in der Stadt Mingora im nordwestlichen Swat-Tal mindestens 21 Menschen bei einer Explosion eines Gasbehälters in einem islamischen Zentrum, in dem muslimische Prediger ausgebildet werden.

Nach Angaben der Behörden ereignete sich die Explosion, als mehr als 1.500 Menschen der Ansprache eines Predigers zuhörten. Die Hintergründe des Vorfalls blieben zunächst unklar. Unter den über 80 Verletzten waren 20 Schwerverletzte.

Das Swat-Tal galt früher als "Schweiz Pakistans". 2009 übernahmen radikal-islamische pakistanische Taliban die Kontrolle über das Tal, wurden aber später von der Armee wieder vertrieben. Seitdem dauert der gewaltsame Machtkampf zwischen den Dschihadisten und den Regierungskräften an.

Malala Yousafzai angeschossen

Zuletzt machte das Swat-Tal international Schlagzeilen, weil Taliban-Kämpfer die Kinderrechts- und Menschenrechtsaktivistin Malala Yousafzai in einem Schulbus niederschossen. Die 14-Jährige wurde an Kopf und Schulter getroffen. Später flog Malala zur Behandlung nach Großbritannien, wo sie zusammen mit ihrer Familie aufgenommen wurde.

Malala hatte sich für die Schulbildung von Mädchen eingesetzt und in einem Blog des britischen Senders BBC über Gräueltaten der Taliban im Swat-Tal berichtet. Das Attentat hatte für große Empörung in Pakistan gesorgt. (APA, 10.1.2013)