Auf Wunsch von Anwalt Thomas Kralik wurde am Freitag im Prozess wegen Bestechlichkeit gegen Ernst Strasser noch einmal dessen Geheimdienst-These überprüft. Strassers Lebensgefährtin Elisabeth K. berichtete in ihrer Aussage von Gesprächen mit Strasser, in denen er ihr von seinem Verdacht erzählt habe, von einem Geheimdienst überwacht zu werden. Strasser habe Beweise gesucht und ihr gesagt, dass er "die Schweine drankriegen" wolle.

Für K. seien die "Puzzleteile" zusammengefallen, als er ihr von der Firma Bergman & Lynch erzählt habe, hinter der sich die "Sunday Times"-Journalisten Claire Newell und Jonathan Calvert verbargen. "Dem Ernst" und ihr sei klar gewesen, dass es sich dabei um einen Geheimdienst handeln musste.

K. betonte mehrmals, dass sie sich Sorgen gemacht habe, weshalb sie sich mit Beamten des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung getroffen habe. Die Beamten bestätigten ein Treffen im Zeugenstand. Sie betonten aber, es habe nie einen konkreten Verdachtsmoment gegeben, dass Strasser Ziel von Nachrichtendiensten sei.

Steuerberater: Strasser glaubte, dass er ebgehört wird

Am Freitag sagte auch ein ehemaliger Praktikant Strassers aus. Er hatte Anfang 2010 drei Monate lang in Strassers Brüsseler Büro gearbeitet und erklärte, dieser habe "in der zweiten Märzhälfte" in einer Sitzung mit seinen Assistentinnen und Praktikanten vor einem Geheimdienst gewarnt. Die Information sei "sehr allgemein gehalten" gewesen, Strasser habe ersucht, "dass Vorsichtigkeit gehalten werden soll". Er habe sich nicht weiter darüber Gedanken gemacht, sagte der Zeuge.

Der Unternehmens- und Steuerberater Thomas H., der eigenen Angaben zufolge mit Ernst Strasser befreundet ist und diesen im Zeugenstand als "meinen Mentor" bezeichnete, erklärte, der Angeklagte sei zweimal mit der Frage an ihn herangetreten, "ob es möglich wäre, dass meine Büros abgehört werden". Erstmals habe Strasser 2009 davon gesprochen, das überprüfen zu lassen, im Herbst 2010 sogar einen Kostenvoranschlag erstellen lassen.

H. bestätigte zudem, dass Strasser in anwies zu überprüfen, ob die Firma Bergman & Lynch existiere. Als er keine Firmenbuchnummer fand und auch ein Bekannter von ihm erklärte, dass er die Firma nicht kenne, habe er Strasser mitgeteilt, dass ihm die Firma "nicht koscher" vorkomme. Seinen Geheimdienstverdacht habe Strasser ihm gegenüber aber nie mit Begman & Lynch in Zusammenhang gebracht, so H.

Anonymer Brief an "Sunday Times"-Anwalt

Am Ende des Verhandlungstages verlas Richter Georg Olschak ein anonymes Fax an den Anwalt der "Sunday Times", in dem fälschlicherweise behauptet wird, dass das Verfahren gegen Newell und Calvert wegen Missbrauchs von Tonaufnahme- und Abhörgeräten nicht eingestellt sei. Strasser vesicherte, nichts damit zu tun zu haben. Olschak sieht in dem Brief den Versuch, die Journalisten von einer Aussage vor Gericht abzubringen. (APA/red, derStandard.at, 11.1.2013)

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Strassers Partnerin: "Er wollte die 'Schweine' drankriegen"