Jeder dritte Sessel fährt mit Sonnenstrom aus Photovoltaikmodulen auf den Hüttenkopf im Montafoner Skigebiet Golm.

Foto: Doppelmayr Gruppe

Bregenz - Sechs Sitze, selbstverständlich beheizt, Wetterhauben und Kindersicherung für die stündlich 1800 Fahrgäste - die neue Hüttenkopfbahn im Montafoner Skigebiet Golm spielt alle Stückerln. Und noch ein bisschen mehr. Sie sei nämlich eine "grüne Bahn", wie Technikchef Harald Feldkircher hörbar stolz sagt.

Grün macht den neuen Sessellift die Sonne. Die Photovoltaikmodule auf Tal- und Bergstation und auf dem Dach des Sesselbahnhofes seien keine Alibiaktion, "die bringen ihre Leistung", verweist Feldkircher auf die Erfahrung der ersten sieben Wochen. 60.000 Kilowattstunden, ein Drittel des Jahresstrombedarfs, sollen die 312 Quadratmeter Solarmodule produzieren. Was dem jährlichen Stromverbrauch von 15 Einfamilienhäusern entspricht.

Integriertes Solarkraftwerk

Die Sechser-Sesselbahn auf den Hüttenkopf ist weltweit der erste Skilift mit integriertem Solarkraftwerk. Errichtet wurde er von Illwerke Tourismus, einer Tochter des Vorarlberger Stromkonzerns. Das technische Know-how steuerten der Seilbahnspezialist Doppelmayr und die Photovoltaikfirma Königsolar bei.

Die Solarexperten waren bei der Modulproduktion durch architektonische Vorgaben gefordert. Schön gebogen sollten die Module sein, passend zu den Dächern der Stationen. So wurden statt der üblichen flachen biegbare polykristalline Siliziumwafer (-scheiben) eingebaut. Die gebogenen Module haben einen durchaus erwünschten Nebeneffekt: Der Schnee kann abrutschen.

Weltweit gefragt

Die ersten Härtetests hat die Golmer Solaranlage überstanden. Harald Feldkircher: "Wärmespannungen, Temperaturschwankungen könnten sich ja kritisch auswirken. Bis jetzt hat aber alles klaglos funktioniert." Besonders überrascht hat die Liftbetreiber das Interesse der Fahrgäste, die "das Gefühl schätzen, einen ökologischen Beitrag zu leisten". Feldkircher: "Die Reaktionen reichen von Interesse an technischen Details bis zu kritischen Nachfragen, ob sich denn die Sache auch rechne."

Die Mehrkosten einer Photovoltaikanlage amortisieren sich in zehn Jahren, rechnet Ekkehard Assmann, Sprecher des Vorarlberger Seilbahnbauers Doppelmayr. Die Erfahrungen mit dem Montafoner Prototyp führen bereits zu weltweiter Nachfrage, sagt Assmann. Ein erstes Folgeprojekt im Alpenraum stehe knapp vor der Unterschrift. Wo die nächste Solarbahn gebaut werden soll, will Assmann noch nicht verraten. Künftig wird Doppelmayr "überall, wo es Sinn macht", also Sonneneinstrahlung und Lage stimmen, Bahnen mit Solaranlagen anbieten. (Jutta Berger, DER STANDARD, 10.1.2013)