Graz - Österreichs Schulklassen werden sprachlich und kulturell immer heterogener: An den Volksschulen beträgt der Migrantenanteil an die 24 Prozent. Darauf wird nun auch die Lehrerausbildung verstärkt abgestimmt. Unterstützt werden sollen die diesbezüglichen Entwicklungen vom neu eingerichteten Bundeszentrum für Interkulturalität, Migration und Mehrsprachigkeit in Graz. Am Mittwoch wurde es an der Pädagogischen Hochschule Steiermark eröffnet.

Schlechte Ergebnisse von Migranten

"Seit Beginn der 1980er Jahre hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Österreich mehr als vervierfacht. Zugleich wissen wir seit einer Reihe von Untersuchungen, dass dieser zunehmende Anteil deutlich weniger Bildungschancen hat", skizzierte Elgrid Messner, Rektorin der PH Steiermark, an der das neuen Bundeszentrum angesiedelt ist. Bei den jüngsten Bildungsstandards-Tests aus Mathematik hätten 57 Prozent der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund die Standards erreicht und fünf Prozent übertroffen. Unter den Jugendlichen mit Migrationshintergrund habe es nur ein knappes Drittel und geschafft und nur ein Prozent das Ziel übertroffen. "Umso mehr ist es von Bedeutung, dass im Bildungssystem zum Thema Interkulturalität, Migration und Mehrsprachigkeit Initiativen gesetzt werden", betonte die Rektorin.

Lehrer sollen auf Situation vorbereitet werden

"Lehrkräfte müssen dabei unterstützt werden, ihre Kompetenzen für eine sprachlich komplexer werdende Situation in Schule und Unterricht zu verbessern und ausreichend vorbereitet in die Schule kommen", führte Dagmar Gilly, die Leiterin des neuen Bundeszentrums Interkulturalität, Migration und Mehrsprachigkeit im aus. So seien an den österreichischen PHs bereits Arbeitsgruppen und Zentren entstanden, die sich mit den entsprechenden Fragestellungen beschäftigen und daran arbeiten, dass interkulturelle Bildung, ein didaktisch solider Umgang mit Mehrsprachigkeit und sprachenübergreifendes Unterrichten ihren entsprechenden Platz in der Lehreraus-, Fort- und Weiterbildung finden. Gilly sieht insbesondere im Rahmen der laufenden Curriculaerstellung für die "PädagogInnen-Ausbildung neu" große Chancen, "die Dinge auf Schiene zu bringen".

Das Bundeszentrum in Graz zählt zurzeit zwei Arbeitsplätze und hat die Aufgabe, die Entwicklungen an den PH zu begleiten und den Austausch zu fördern: "Wir stellen quasi den runden Tisch zur Verfügung, an dem Erfahrungen ausgetauscht und vernetzt diskutiert werden und organisieren Fachtagungen und Arbeitstreffen", erklärte die Leiterin der Einrichtung. (APA, 9.1.2012)