Irgendwann hat es sich auch in Österreich herumgesprochen, dass Staatsbedienstete keine Geschenke annehmen dürfen und man ihnen auch keine machen sollte, dass kreative Formen der Parteienfinanzierung - wie etwa die Telekom-Rumpold-FPÖ-Geldflüsse - die Staatsanwaltschaft interessieren und dass Abgeordnete weder Lobbyisten lukrative Versprechen machen noch selbst als solche tätig sein sollten. Eine Reihe von Enthüllungen und Justizverfahren haben hier ein neues Bewusstsein geschaffen, das Korruption nicht mehr als Kavaliersdelikt sieht. Auch das neue Antikorruptionsgesetz trägt dazu bei, dass viele der früheren Grauzonen - wenn auch leider nicht alle - geschlossen werden und klar wird, wo die Höflichkeit endet und die Bestechlichkeit beginnt. Zwar gilt Österreich laut Umfrage von Transparency International heute als korrupter denn je, aber der Reinigungsprozess hat eingesetzt.

Aber ob dies auch für Korruption im Ausland gilt, ist fraglich. Hier herrscht in vielen Unternehmen immer noch die Meinung vor, dass man ohne kleinere und größere Zuwendungen vor Ort an Amtsträger und Geschäftspartner gar keine Aufträge bekommen kann, weil es ja auch alle anderen machen. Die Beispiele, die etwa der neue OECD-Bericht über Korruption auflistet, sind keine Einzelfälle.

Dass in Afrika oder in Nahost ständig geschmiert werden muss, gilt unter Ländermanagern als ausgemacht. Aber auch in Osteuropa und am Balkan sind Österreicher zu oft mit offener Brieftasche unterwegs. Gerade die Affäre rund um die Nationalbanktochter Banknotendruckerei macht deutlich, wie selbstverständlich die Geschäftsanbahnung per Schmiergeld in heimischen Chefetagen noch ist.

Dabei ist auch dort ein Umdenken dringend notwendig. Dass bestechende Ausländer die Sitten in wirtschaftlichen schwachen Ländern verderben und damit deren Entwicklung massiv behindern, ist ein moralisches Argument, das dem einzelnen Unternehmer egal sein mag. Schließlich geht es auch um Arbeitsplätze. Was aber gerne übersehen wird, ist, wie gefährlich Korruption im Ausland geworden ist. Die USA, die Bestechung außerhalb der Grenzen schon seit 40 Jahren strafrechtlich verfolgen, haben die anderen Industriestaaten mit massivem Druck auf Linie gebracht. Siemens und Daimler mussten wegen ihrer schwarzen Kassen hunderte Millionen an Strafen zahlen. Großbritannien hat mit seinem "UK Bribery Act" ein Gesetz geschaffen, das Korruption in aller Welt erfassen und verfolgen kann.

Und auch die österreichische Justiz hat erkannt, dass Korruption keine Grenzen kennt. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie die Causa Mensdorff-Pouilly noch einmal aufgreift, nachdem sich die britischen Behörden mit einem Millionenvergleich mit seinem Auftraggeber BAE zufriedengegeben haben. Obwohl: Gerade dieses Verfahren zeigt, wie schwer manchmal korrupte Praktiken im Ausland nachzuweisen sind.

Aber selbst wenn Mensdorff wieder einmal davonkommen sollte, ist der Prozess ein Signal an alle, dass das Risiko von Schmiergeldgeschäften zu hoch geworden ist. Mit Compliance-Programmen müssen Unternehmenszentralen dafür sorgen, dass die Botschaft in jeder Abteilung und bei jedem Vertreter ankommt. Kein Auftrag ist so lukrativ, als dass sich dafür Strafverfolgung und Rufschädigung auszahlen. Und weder im In- noch im Ausland werden die Behörden lockerlassen. (Eric Frey, DER STANDARD, 9.1.2013)