Gerade einmal 20 Virusteilchen genügen für eine Infektion, die Erreger halten Temperaturen zwischen Minus 20 und Plus 60 Grad aus und überstehen bis zu zwei Wochen unbeschadet auf der Oberfläche der menschlichen Haut: die Noroviren.
Wer so ansteckend und flexibel ist, ist schwer aufzuhalten. Der Erreger soll etwa in Deutschland für etwa die Hälfte aller Brechdurchfallerkrankungen bei Erwachsenen verantwortlich sein.
Experten warnen
Der Winter ist des Norovirus liebste Jahreszeit, seit einigen Wochen geht nun eine neue Variante des Erregers um: der sogenannte Sydney 2012. Er wurde, wie der Name vermuten lässt, erstmals in Australien und Neuseeland beobachtet und hat mittlerweile Deutschland erreicht. In Österreich wurde er bisher noch nicht nachgewiesen - Experten warnen aber vor einer besonders starken Brechdurchfall-Saison 2013.
Dabei hätte es die Mutation gar nicht gebraucht, damit der Norovirus für Menschen unangenehm wird. Während wir gegen andere Erreger dauerhafte Resistenzen entwickeln, wenn wir einmal mit ihnen infiziert waren, bekommt unser Immunsystem den Norovirus nie in den Griff: Nach spätestens einem halben Jahr nach einer Infektion können sich Betroffene erneut anstecken.
"Im familiären Umfeld ist eine Ausbreitung fast nicht zu verhindern", sagt Stephan Aberle vom Institut für Virologie der Universität Wien. Auch häufiges Händewaschen nutze da nur noch begrenzt. Seit einigen Jahren sind die Noroviren auch international auf dem Vormarsch: Auf Stationen in Spitälern werden vermehrt Infektionswellen beobachtet.
Ob das daran liegt, dass die Ärzte genauer hinschauen oder die Krankheit wirklich häufiger auftritt, sei noch unklar, sagt Aberle. Um das Phänomen zu untersuchen, werde jedenfalls seit einigen Jahren international verstärkt zusammengearbeitet und Daten ausgetauscht.
Meiste Fälle nicht gemeldet
In Österreich wurden laut neuesten verfügbaren Daten 880 Fälle von Norovirus-Infektionen den Behörden gemeldet. Die tatsächliche Infektionsrate dürfte aber deutlich höher liegen: In Großbritannien gehen die Behörden bei ihren Berechnungen davon aus, dass auf jeden gemeldeten Fall 288 nicht gemeldete kommen. Dort geht gerade eine kleine Norovirus-Epedemie um: Während der Feiertage erkrankten geschätzte 1,2 Millionen Menschen. (tob, DER STANDARD, 9.1.2013)