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Rot-Schwarz lässt keine Fragen offen.

Foto: dapd/Calanni

Mailand - In die Rassismus-Debatte nach dem "Fall Boateng" schaltet sich nun auch die italienische Regierung ein. Sie fordert vom Fußballverband FIGC härtere Maßnahmen. Innenministerin Anna Maria Cancellieri, FIGC-Präsident Giancarlo Abete und Polizeichef Antonio Manganelli trafen sich am Dienstag zu Gesprächen in Rom. "Wenn sich ein großer Teil der Fans an den rassistischen Chören beteiligt, muss das Spiel abgebrochen werden", meinte die Ministerin.

Milan-Trainer Massimiliano Allegri glaubt trotz der Schmähungen gegen seinen Spieler beim Testspiel gegen den Viertligisten Pro Patria nicht an einen Abgang von Boateng. "Er ist glücklich und wird beim AC Milan bleiben, und ich bin noch glücklicher, dass er bleibt. Er hat am Sonntag ein wunderbares Spiel bestritten", sagte Allegri.

Allegri hofft, dass der Vorfall vom vergangenen Donnerstag ein Einzelfall bleibt. "Ich hoffe, dass uns die Fans bei den nächsten Spielen helfen werden, die Idioten zu isolieren, die mit rassistischen Angriffen Chaos verursachen wollen", erklärte Allegri. Zuvor hatte Boateng aus Verbitterung in einem Interview mit der Bild-Zeitung seinen Abschied aus Italien nicht ausgeschlossen.

Seine Spieler seien betrübt gewesen, jetzt sei der Vorfall aber vergessen, sagte Allegri. "Am Mittwoch spielen wir bei Juventus Turin, in einer multikulturellen Stadt. Ich bin sicher, dass es zu keinen Zwischenfällen kommen wird." Sechs Fans von Pro Patria wurden bereits zu einem fünfjährigen Stadionverbot verurteilt.

Milan-Besitzer Silvio Berlusconi lobte das Verhalten der Spieler in der Sache, die sich mit Boateng solidarisierten und das Feld verließen. "Ich gratuliere meinen Spielern für ihren Mut", sagte Berlusconi am Montag dem Sender Tgcom24. Er betonte, nicht mit FIFA-Präsident Joseph Blatter übereinzustimmen: "Ich habe eine andere Meinung."

Blatter hatte den eigenmächtigen Abgang Boatengs zunächst kritisiert. Das sei auf lange Sicht keine Lösung. Inzwischen ruderte der FIFA-Boss jedoch zurück. "Wenn ein Spieler vom Feld geht, weil er rassistisch beschimpft wurde, so wie es Kevin-Prince Boateng getan hat, ist es ein starkes und mutiges Signal. Es ist eine Art zu sagen: 'Bis hierhin und nicht weiter.' Das ist lobenswert." (sid/APA/red - 8.1. 2012)