Welche Sprachausgabe bevorzugen Sie bei Spielen?

Foto: Microsoft

Keine Sorge, obgleich ich so einer bin, der auch Filme und Bücher lieber im Original genießt, will ich hier niemanden dazu zwingen, eine Fremdsprache zu lernen. Aber wer sich ein aktuelles Videospiel schon einmal in der deutschen und dann darauf in der englischen (Original-)Sprachausgabe zu Gemüte geführt hat, wird vielleicht verstehen, weshalb ich einen weiten Bogen um synchronisierte Fassungen mache.

Kein Vergnügen

Während sich Hersteller damit rühmen, für ihre englischsprachigen virtuellen Helden mitunter echte Hollywood-Stars zu engagieren, werden die Sprechrollen für das deutsche, schweizer und österreichische Publikum in der Regel drittklassig besetzt. Das Ergebnis sind oftmals skurrile Verballhornungen optisch eindrucksvoller Epen wie "Halo 3" oder "Skyrim", die dann klingen wie ein synchronisierter B-Movie. Mag man bei einem Film noch darüber schmunzeln, kann eine unpassende Stimme in einem Videospiel erheblich stören. Gerade dann, wenn der Protagonist wie ein Telenovela-Statist anstelle eines Leinwandhelden klingt, gestaltet sich der Identifikationsprozess äußerst schwierig.

Was die Masse will

Als "Halo 3" erschien, schrieb ich einen Artikel über die meiner Meinung nach enttäuschende deutsche Sprachausgabe. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Microsoft Österreich rief mich daraufhin an, um mit mir darüber zu sprechen. Die erste Frage, die ich ihm stellte war, weshalb das Spiel bei uns nicht einfach in Englisch mit deutschen Untertiteln erscheint. Er meinte damals, dass die Masse nach einer deutschen Version verlange. Nicht zufriedenstellend beantworten konnte er mir dann die Frage, weshalb es für Spieler wie mich nicht einfach eine englische Tonspur zur Wahl gibt.   

Aber Microsoft sei jetzt nicht als Sündenbock hingestellt. Auch fünf Jahre nach meiner öffentlichen Beschwerde zwingen viele weitere Hersteller einem die deutsche Version praktisch auf. Besonders bei Xbox 360-Spielen steht nur in den seltenen Fällen eine alternative Sprachwahl bereit. Und bei PlayStation 3-Werken, die Dank Blu-ray mehr Platz für Extras zur Verfügung haben, werde ich in neun von zehn Fällen dazu genötigt, die Systemsprache meiner Konsole auf Englisch zu stellen, wenn ich auch das Spiel in Englisch erleben möchte. Und wenn man Pech hat, legt man ein Werk von Bethesda ein und bekommt dann aus unerfindlichen Gründen die französische Version serviert - siehe "Skyrim".

Weshalb nicht kundenfreundlich?

So absurd sich das anhören mag, so unverständlich ist es für mich, weshalb die so junge Videospielindustrie etwas nicht schafft, was die Filmbranche seit der Einführung der DVD vormacht. Weshalb kann ich als Spieler nicht zu jeder Zeit mit einem Tastendruck zwischen unterschiedlichen Tonspuren wechseln? Wieso muss ich im Geschäft oder online extra nach der Originalausgabe suchen? Kein Platz auf der Spiele-DVD? Dann lasst mich doch einfach die englische Sprachausgabe nachträglich herunterladen. So wie es etwa bei manchen PC-Spielen über Steam schon länger möglich ist.

Mag sein, dass wir Sprachfetischisten eine Nische darstellen. Doch wenn es ein Feature gibt, das ich mir von der nächsten Konsolen- oder Spielegeneration wünsche, dann ist es die hürdenlose Sprachwahl. Bitte liebe Hersteller, denkt daran. Einstweilen kühle ich mich im Urlaub ab, versprochen. Die nächste Ausgabe des GameStandard-Blogs erscheinst am 26. Jänner. Machen Sie es gut bis dahin. (Zsolt Wilhlem, derStandard.at, 12.1.2013)

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