Peer Steinbrück will weiterhin Klartext reden.

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Es hört gar nicht mehr auf. Noch hat die SPD die Klage ihres Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, wonach deutsche Regierungschefs im Vergleich zu Sparkassendirektoren zu wenig verdienen, nicht verdaut, da tritt der Kandidat schon ins nächste Fettnäpfchen. Jetzt hat sich Steinbrück, der in Bonn wohnt, Gedanken über seine Heimatstadt gemacht.

Genauer gesagt: über die sechs Bundesministerien, die 1999 nicht nach Berlin gezogen sind, sondern immer noch in der ehemaligen deutschen Hauptstadt ihren Hauptsitz haben. Die solle man zu Bundesbehörden machen, meint Steinbrück. Denn: "Der Platz der politischen Entscheidung ist Berlin."

Unmut bei Parteilinken

Auch damit liegt er inhaltlich nicht falsch. Aber in Nordrhein-Westfalen, wo der mitgliederstärkste SPD-Verband zu Hause ist, hört man so etwas nicht gern. Steinbrück solle lieber mit den Betroffenen reden, anstatt in Interviews "seine entsprechenden Ansichten zu verkünden", kritisiert Bundestagsfraktionsvize Ulrich Kelber, der auch aus Bonn stammt.

Er ist nicht der Einzige, der seinen Unmut über Steinbrück mittlerweile öffentlich äußert. Vor allem die Parteilinken sind wegen der Debatte um das angeblich zu niedrige Kanzler(innen)-Gehalt sauer. So erklärt der SPD-Chef von Schleswig-Holstein: "Wenn wir uns um Gehälter kümmern sollten, dann um die der Krankenschwestern."

Der Berliner Landeschef Jan Stöß mahnt: "Ich erwarte, dass nun klare Positionen zu Rente, Arbeitsmarkt und Mietenpolitik die Debatten der SPD bestimmen." Selbst SPD-Chef Sigmar Gabriel geht auf Distanz. Zwar erklärt er im "Spiegel", Steinbrücks Aussagen zum Kanzlergehalt seien "nichts Skandalöses". Allerdings "sollte sich die Diskussion eher um die Löhne und Renten der ganz normalen Arbeitnehmer in Deutschland drehen".

"Ich sage, was ich denke"

Mehrere deutsche Medien glauben nun auch den Grund zu kennen, warum Steinbrück ausgerechnet den Vergleich mit dem Sparkassenchef wählte. 1998, als er noch Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein war, wollte er Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes in Schleswig-Holstein werden - in diesem Job hätte er doppelt so viel verdient wie ein Minister. Doch seine Bewerbung war so schlecht vorbereitet, dass Steinbrück scheiterte.

Der Kanzlerkandidat sieht trotz des wachsenden Unmuts in seiner eigenen Partei jedoch keinen Grund für eine Kurskorrektur. Am Wochenende verkündete er: "Ich sage, was ich denke, und ich tue, was ich sage." (Birgit Baumann, DER STANDARD, 8.1.2013)