Bild nicht mehr verfügbar.

Die abschreckende Wirkung seiner Tattoos spürt Vladimír Franz nicht.  Mehr als zehn Prozent der Tschechen wollen ihm ihre Stimme geben.

Foto: APA/EPA/Str

Bild nicht mehr verfügbar.

88.388 Unterstützungserklärungen erhielt Franz. Für die Registrierung als Präsidentschaftskandidat wären eigentlich nur 50.000 nötig gewesen.

Foto: Reuters/Josek

Bild nicht mehr verfügbar.

Franz mit seinen Anhängern, vorwiegend Künstler und Studenten.

Foto: AP/Josek

Mehr auffallen geht nicht. Vladimír Franz ist am ganzen Körper tätowiert, trägt Piercings im Gesicht und könnte gut und gern jederzeit in einem Fantasy-Film mitspielen. Tatsächlich aber mischt der 53-Jährige kräftig im tschechischen Präsidentschaftswahlkampf mit.

Trotz seines Aussehens, das ihm von vielen als großes Hindernis ausgelegt wird, lag der Künstler in der letzten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PPM Factum vor der Wahl am 11. und 12. Jänner mit 11,4 Prozent schon auf Platz drei hinter den Favoriten Jan Fischer und Milos Zeman und noch vor Karel Schwarzenberg (alle Kandidaten in dieser Ansichtssache).

"Beweisen, dass nichts unmöglich ist"

Die erstmalige Chance der Tschechinnen und Tschechen, ihren Präsidenten direkt zu wählen, öffnet die Tür für ungewöhnliche Kandidaten, die vom bisher zuständigen Parlament wohl nie zum höchsten Repräsentanten des Landes gekürt worden wären. Mit dem Slogan "Beweisen, dass nichts unmöglich ist" tritt Franz deshalb als überparteilicher Kandidat an.

In seiner Kampagne spricht er explizit auch politikverdrossene Wähler an, denen er einen neuen Stil verspricht. "Das politische System funktioniert. Es sind die Menschen, die die Fehler machen. Viele schauen nur auf ihre eigenen Interessen und nicht auf die der gesamten Bevölkerung. Wir haben ein moralisches, kein strukturelles Problem", sagte Franz gegenüber Radio Praha.

Ansonsten ist das Wahlprogramm im Gegensatz zum Auftreten des Kandidaten eher unaufgeregt und ohne extravagante Forderungen. Franz gibt den Moderaten, der sich für den Schutz von Menschenrechten und Demokratie und die Förderung alternativer Energien starkmacht.

Mit Unterstützung einer Grassroots-Bewegung aus Studenten und Intellektuellen gelang es Franz im Herbst 2012, 88.388 und damit weit mehr als die benötigten 50.000 Unterschriften zu sammeln, um seine Kandidatur zu besiegeln. Auf Facebook haben sich ebenfalls bereits mehr als 50.000 Personen hinter ihm gesammelt. Und in den vergangenen Monaten stieg die Zustimmung zu Franz in den Meinungsumfragen sprunghaft an. Seinen größten Vorteil für die Wahl sieht der Künstler darin, dass er nicht Teil des politischen Establishments ist: "Ich habe weder Beziehungen zur Finanzindustrie noch zu anderen Interessengruppen, die Einfluss auf den Staat nehmen wollen."

Tattoos sind Nebensache

Vladimír Franz war den Tschechen bisher vorwiegend als Komponist und Maler bekannt. Er ist als Professor an der Theaterfakultät der Prager Akademie der musischen Künste tätig und leitet dort die Abteilung für szenische Musik. Sechsmal schon hat er den Alfred-Radok-Theaterpreis gewonnen, auch in Rechtswissenschaften hält er ein Doktorat. Der Vater einer Tochter ist geschieden und derzeit mit der Fotografin Ida Saudkova liiert.

Fragen, ob er seine Kandidatur tatsächlich ernst meint, hört Franz nicht gerne. Seine Tattoos, die 90 Prozent seines Körpers bedecken, seien nicht der Kern seiner Identität. "Die Tattoos sind meine Privatsache. Viel wichtiger ist meine Erfahrung als Künstler, Komponist und Professor", sagte Franz zu Radio Praha.

Einer, der mit einem tätowierten Präsidenten nicht glücklich zu sein scheint, ist der noch amtierende Präsident Vaclav Klaus. Bei einem Treffen mit Managern kritisierte er die Möglichkeit der Direktwahl: "Ich habe Angst um die Demokratie und Angst, dass Sie nächstes Jahr einen Vladimír Franz statt mir hier sitzen haben. Wir sollten vorsichtig sein. Auch auf dem Schiff der sinkenden Titanic wurde Champagner ausgeteilt." (Teresa Eder, derStandard.at, 8.1.2013)