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'Hopsi', das Maskottchen der Ski-WM 2013.

APA-FOTO: BARBARA GINDL

Schladming - 14 Tage dauert der Zauber. Danach wird in Schladming Milch und Honig fließen. Tausende neue Skitouristen werden die Kassen klingeln lassen - sagen die einen. Die anderen warnen, Schladming werde sich an der WM 2013 überheben und in den nächsten Jahren finanziell ausbluten, weil die kleine 4500-Einwohner-Stadt die Erhaltungskosten für die sündteuren Prestigebauten und die überbordende Infrastruktur, die eigens für den Event geschaffen worden ist, auf Dauer keinesfalls allein stemmen könne.

Und alles nur, weil sich die steirischen Landespolitiker von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel zur Ausrichtung dieses für das Land viel zu teuren Spektakels hätten animieren lassen, sagen Kritiker. In den letzten vier Jahren sind in Schladming gut 400 Millionen Euro in diese - wie Landeshauptmann Franz Voves auf seiner Homepage prophezeit - " beste alpine Ski-WM aller Zeiten" gebuttert worden, unter anderem für die neue Talstation, ein Kongress- und Medienzentrum, eine Kläranlage, eine Tiefgarage, Straßen oder den Bahnhof. 

Ungenaues Budget

Zwischen 164 und 290 Millionen Euro sollen von der öffentlichen Hand - überwiegend aus der Steiermark - kommen. Es kann aber auch mehr sein. So genau weiß das niemand in der Landesregierung, eine exakte Protokollierung, ein Budgetposten "Ausgaben WM 2013", existieren nicht. Zudem laufen auch versteckte Landeshaftungen für Bauprojekte. Es gebe zu viele Überschneidungen aus den einzelnen Ressorts, heißt es im Büro des Landeshauptmanns.

So wirkliche Euphorie herrscht in Kreisen der Landesregierung wegen der Ski-WM ohnehin nicht - abgesehen von der persönlichen Vorfreude der Spitzenpolitiker auf diverse Seitenblicke-Auftritte. Man weiß auf höchster Regierungs- und Beamtenebene natürlich, dass die großzügige Subventionierung der WM nicht überall im Land gut ankommt. Denn während die Millionen nach Schladming geschaufelt werden, geben sich die schwarz-roten Koalitionäre im Land als musterhafte Sparpolitiker, die Tabus aufbrechen, unbeirrt sogar ins Sozialbudget schneiden und Behindertenbetreuungseinrichtungen zu Leistungskürzungen und Kündigungen zwingen.

Für den Schladminger Bürgermeister Jürgen Winter ist die WM ein Glücksfall, ein "Zeitfenster" habe sich 2008 aufgetan, als Schladming die WM zugesprochen worden ist, sagt Winter. Denn damit sind auch die Subventionshähne geöffnet worden.

Einfach gerecht

An Kritik hat er sich gewöhnt. "Ich weiß, dass man jetzt neidisch nach Schladming blickt, aber in der übrigen Steiermark soll man nicht vergessen, dass früher die Thermenregionen aufgebaut wurden und die Industrie in der Mur-Mürz-Furche gestützt wurde. Und jetzt bekommt halt das Ennstal dringend notwendige Unterstützung."

Schladming hat ein imposantes Kongress- und Medienzentrum für gut 2000 Gäste hingestellt, das in Zukunft aber kaum zu betreiben sein wird. Schladming als Kongressort ist schon allein wegen der schwierigen Erreichbarkeit, aber auch wegen des Mangels an hochklassigen Hotelbetten schlecht denkbar. Bürgermeister Winter räumt ein, dass das Kongresszentrum tatsächlich eine "große Herausforderung" für die Stadt werde.

Ein neues, von Falkensteiner betriebenes Tophotel soll ein wenig Abhilfe schaffen. Allerdings: Das Hotel verfügt selbst über ausreichend Platz für Tagungen.

Folgen

Maßgebliche Persönlichkeiten in der Landespolitik und steirischen Wirtschaft, die jetzt vor der WM kein Öl mehr ins Feuer gießen und im Hintergrund bleiben wollen, warnen in Gesprächen mit dem Standard eindringlich vor den Folgewirkungen der "Großmannssucht", wie sie in Schladming jetzt ausgelebt werde. "Die Landespolitiker haben sich von Schröcksnadel treiben und sich zu einem Las Vegas im Ennstal überreden lassen. Das ist die große Sauerei angesichts der dramatische Budgetsituation im Land", formuliert es ein Kritiker.

Der vom Land - angeblich auf Druck Schröcknadels - hinausgeschmissene ehemalige Geschäftsführer der Schladminger Landes-Planaibahnen, Ernst Trummer, hatte schon vor Monaten gewarnt: "Wer glaubt, 2013 kommt der große Zaster, wird ein bitteres Erwachen erleben." (Walter Müller, DER STANDARD, 5.1.2013)