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Höchste Sicherheitsstufe für das teuerste Kunstwerk der Welt: Munchs 120-Millionen-Schrei.

Foto: AP / K.Wigglesworth

Allein bei den fünf größten Investmentbanken warten laut amerikanischen Medienberichten dieser Tage 92,49 Milliarden Dollar, die als Boni an die Mitarbeiter zur Auszahlung gelangen. Das mag weniger als 2007 sein und bleibt dennoch eine enorme Summe, Prämien für Mitarbeiter von Hedgefonds oder Vermögensverwaltern noch gar nicht berücksichtigt. Neben der Luxusbranche profitiert auch der Kunstmarkt von jeher von dieser Gratifikationsflut: die zeitgenössischen Galerien im Primärsegment ebenso wie der Kunsthandel und die Auktionshäuser im Sekundärbereich.

Gemessen an den Umsätzen spielt der Marktplatz New York dabei eine essenzielle Rolle, wie die Bilanzen der Giganten Christie's und Sotheby' s belegen. Am Beispiel der Umsätze 2011 trug zwar Europa mit mehreren Standorten den Löwenanteil (Christie's 2,2 Mrd., Sotheby's 2,02 Mrd.), jedoch dicht gefolgt von New York, wo man 1,9 Milliarden (Christie's) bzw. 1,92 Milliarden Dollar (Sotheby's) einspielte. Christie's wird seine Jahresbilanz erst Anfang Februar veröffentlichen.

Bei Sotheby's sank der weltweite Auktionsumsatz (per 21. Dezember 2012) jedenfalls um zehn Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar (2011: 4,91 Mrd.) und verlagerte sich das Hauptgeschäft von Europa (2012: 1,68 Mrd.) nach New York, wo der Umsatz um elf Prozent auf 2,13 Milliarden Dollar (2011: 1,92 Mrd.) stieg.

New York überholt Europa

Dass Kunstmarktökonomen behaupten, China habe den USA umsatztechnisch den Rang abgelaufen, bleibt damit nicht mehr als eine Theorie. Dahinter stehen in Studien verpackte Hochrechnungen, die einen Realitätscheck nicht überstehen. In der Tefaf-Studie 2012 hatte Clare McAndrew (Arteconomics) ein globales Umsatzvolumen von mehr als 60 Milliarden Dollar verlautbart, wovon sie China (nach Wert) ein Anteil von 30 Prozent zuordnete.

Jedoch, gestand sie am Rande der Präsentation ein, würde es mit der asiatischen Zahlungsmoral nicht zum Besten stehen. Etwa 40 Prozent der 2010 offiziell eingespielten Umsätze, so McAndrew, seien von den Käufern gar nie beglichen worden. So weit zur vermeintlich neuen Supermacht des Kunstmarktes. Dass Asien und der Mittlere Osten zu den großen Wachstumsmärkten gehören, ist dabei kein Widerspruch. Auch bei Christie' s und Sotheby's wächst die Schar der dort beheimateten Kunden, die nicht nur via Hongkong bedient und hofiert werden.

Zum Halbjahr 2012 gewährte Christie's genaueren Einblick: Demnach sei die Zahl der Registrierungen asiatischer Klienten für Auktionen in London und vor allem New York gegenüber dem Vorjahr um satte 31 Prozent gestiegen. Diese erhalten zwar nicht immer den Zuschlag für ein Kunstwerk, gehören jedoch längst zu den engagierten Unterbietern, ohne die auch der eine oder andere in den vergangenen zwölf Monaten am Hudson verzeichnete Rekordpreis nie erzielt worden wäre.

Historisches Wertvolumen

Besonders imposant fällt das Ranking der zehn höchsten in New York erteilten Zuschläge aus: Denn deren Wertvolumen ist mit 581,52 Millionen Dollar das mit Abstand höchste jemals in der Geschichte des Kunstmarktes verzeichnete. 2011 lag dieser Wert bei 357,8 Millionen, im bisherigen Rekordjahr 2010 bei 519,09 Millionen Dollar. Und, das teuerste Kunstwerk, Edvard Munchs Der Schrei, holte sich für knapp 120 Millionen Dollar mit Leon Black ein "Local". Theoretisch könnte der amerikanische Finanzmanager diesen Kauf entsprechend dem amerikanischen Reglement sogar steuerlich absetzen, sofern das derzeit (bis 13. 4. 2013) im MoMA gastierende Pastell dem Museum beispielsweise als Dauerleihgabe übereignet würde. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 5./6.1.2013)