Binnen weniger Wochen hat Olimpija das seit Jahren geschlossene Bežigrad in eine ansehnliche Freiluft-Anlage für Eishockey verwandelt.

Foto: HDD telemach Olimpija Ljubljana

Bis zu 8.500 Fans werden den drei Spielen unter freiem Himmel beiwohnen, die reichen und wichtigen unter ihnen von der für das Bežigrad charakteristischen Säulenterrasse aus.

Foto: HDD telemach Olimpija Ljubljana

Die NHL hatte es wieder einmal vorgemacht: Nach dem erfolgreichen „Heritage Classic" zwischen Edmonton und Montreal im Jahr 2003 wird in der stärksten Liga der Welt seit 2008 jährlich am Neujahrstag ein Meisterschaftsspiel unter freiem Himmel ausgetragen. Der diesem "Winter Classic" zu Grunde liegende Marketing-Gedanke, das professionalisierte und kommerzialisierte Eishockey zumindest an einem Tag des Jahres aus den modernen Unterhaltungstempeln hinaus an die frische Luft - und damit zurück zu seinen Wurzeln - zu bringen, erwies sich als richtig: Die bisher fünf ausgespielten "Winter Classic"-Partien erzeugten - speziell in den USA, weniger in Kanada - enormes mediales Aufsehen, gleich vier von ihnen finden sich in den Vereinigten Staaten unter den fünf Grunddurchgangsspielen mit der höchsten Einschaltquote seit Beginn der TV-Übertragungen.

Wenig überraschend, dass das Erfolgsmodell aus Nordamerika in den letzten Jahren vermehrt auch in Europa kopiert wurde, von Finnland über Deutschland bis Kroatien entdeckten Klubs das große Vermarktungspotential von Spielen unter freiem Himmel.

"Oben ohne" in der EBEL seit 2010

Den Auftakt zur modernen Freiluft-Ära in der Erste Bank Eishockey Liga bildete im Jänner 2010 das Kärntner Derby zwischen KAC und VSV, dem im sonst weitestgehend ungenutzten Fußball-EM-Stadion in Klagenfurt 30.500 Fans beiwohnten. Keine drei Wochen später trug auch Medveščak Zagreb zwei Heimspiele im Freien aus, der "Šalata Winter Classic" ist in Kroatiens Hauptstadt seither fixer Bestandteil des Eishockey-Kalenderjahres.

Der öffentlichkeitswirksame "Rückschritt" zu den Wurzeln des Spiels, idealtypisch inszeniert bei klirrender Kälte und Schneemassen unter dem Sternenzelt, etablierte sich somit auch in der EBEL als wiederkehrendes Event. In Österreichs höchster Spielklasse, an der ab 1980 nur noch Teams mit einer überdachten Anlage teilnehmen durften, werden damit erstmals seit der Saison 1994/95, als der im Tiroler Außerfern beheimatete EC Ehrwald auf Basis einer Ausnahmegenehmigung "oben ohne" mitspielen durfte, wieder regelmäßig Freiluftspiele ausgetragen.

"Ice Fest" in Ljubljana

Am kommenden Wochenende wird nun Ljubljana zur Bühne für Open Air-Eishockey, Olimpija empfängt im Rahmen des "Ice Fest 2013" den VSV (Freitag, 19.15 Uhr), Medveščak (Sonntag, 17.30 Uhr) und den KAC (Dienstag, 19.15 Uhr) im adaptierten ehemaligen Nationalstadion im Stadtteil Bežigrad.

Schon im Sommer plante Sloweniens mittlerweile einziger Vertreter in der EBEL ein Freiluftspektakel, angedacht war da allerdings noch die Übersiedlung ins neue Stadion Stožice. Kurz vor Weihnachten wollten die Drachen dort anlässlich des 80. Jahrestags des ersten Eishockeyspiels mit internationaler Beteiligung auf slowenischem Boden den KAC empfangen. Gescheitert ist das Projekt an den Bedenken der Stadionbetreiber, die Errichtung einer Eisfläche könnte den darunterliegenden Rasen nachhaltig beschädigen.

Tausende Fans statt unzähligen Büschen

Nachdem diese Entscheidung gegen Stožice erst Ende November fiel, ist es einer engagierten Gruppe von Sponsoren und Sympathisanten rund um den Verein gelungen, binnen weniger Wochen ein Alternativkonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Das "Ice Fest 2013" steigt nun im Stadion von Bežigrad, das eigentlich im Jahr 2008 geschlossen wurde und dessen Innenfläche vor Kurzem noch von meterhohem Gestrüpp und Gebüsch überwuchert wurde. Die Rodung und Adaptierung des Geländes gelang im Eiltempo, parallel wurde an der Entwicklung der Infrastruktur und des Rahmenprogramms gearbeitet, bis zur Generalprobe auf der neuen Anlage am Donnerstagabend war der Großteil der Vorbereitungen abgeschlossen. Bis zu 8.500 Fans werden den drei Spielen beiwohnen können, die Unterhaltungsmeile hinter den Tribünen bietet Platz für einige tausend Menschen mehr.

Kampf um den Play-Off-Platz

Neben der organisatorischen Herausforderung ist das "Ice Fest" für Olimpija Ljubljana auch sportlich von großer Bedeutung. Sieben Runden vor dem Ende der ersten Phase des Grunddurchgangs fehlen den Slowenen, aktuell Zehnter, bei einem Spiel weniger fünf Punkte auf Rang sechs, der einen Platz in der oberen Gruppe der Zwischenrunde und somit die direkte Play-Off-Qualifikation bedeuten würde.

Neben diesem ob des harten Restprogramms wohl nur schwer aufzuholenden Rückstand geht in Ljubljana außerdem die Angst um, dass die drei Freiluftspiele die letzten von Topstar Jan Muršak im grünen Trikot sein könnten. Der mit Abstand beständigste Scorer aller Lockout-Spieler in der EBEL (1,54 Punkte pro Spiel, Punkte in 22 von 28 Partien) steht ob des möglicherweise kurz bevorstehenden Endes des Tarifstreits in der NHL vor seiner Rückkehr nach Nordamerika.

Starke Bilanz gegen Kärntner Klubs

Positiver stimmt da schon der Umstand, dass mit Villach und Klagenfurt zwei gern gesehene Gäste nach Slowenien kommen: Sowohl gegen den VSV (12:2 Siege, 54:32 Tore) als auch gegen den KAC (10:6 Siege, 51:37 Tore) weisen die Drachen eine ansehnliche Heimbilanz in bisherigen EBEL-Begegnungen auf. Gegen Medveščak gelangen zuletzt zwar zwei Erfolge auf eigenem Eis, zuvor blieb man jedoch in acht Duellen sieglos.

Ganz unabhängig vom sportlichen Ausgang, organisatorisch wird das "Ice Fest" ein Meilenstein in Olimpijas Klubgeschichte, in jedem der drei Spiele wird man größere Zuschauermengen anziehen als je zuvor. Zudem setzt man ein auch für die Liga positives Zeichen: Indem sie als einer der finanzschwächsten Vereine der EBEL ein Event in dieser Größenordnung veranstalten, avancieren die Drachen zum Vorbild für so manch anderen Klub. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 4.Jänner 2013)