Robert Olejnik ist ein...

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...sicherer Rückhalt im Abstiegskampf.

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So stellt man sich ein englisches Stadion vor: die London Road, Fassungsvermögen 15.040 Plätze.

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Wien – Peterborough United. Da klingelt es sogar bei wirklich eingefleischten Fußballfans nicht sofort. Dabei ist der Verein so etwas wie die "Mannschaft der Stunde" in Englands zweithöchster Spielklasse. Mit einem extrem limitierten Budget ausgestattet, gelang "The Posh" im Dezember die Trendwende: 2:1 bei Tabellenführer Cardiff City, 5:4 gegen die Bolton Wanderers, 3:0 bei den finanzstarken Wolverhampton Wanderers und ein befreiender 2:1-Sieg im Kellerderby gegen den FC Barnsley.

Von Fixabsteiger ist also keine Rede mehr, im Gegenteil, Peterborough United hat sich nach einem desaströsen Saisonstart mit null Punkten aus sieben Spielen aus der Abstiegszone befreit. Mitverantwortlich ist der 26-jährige Wiener Robert Olejnik, er hütet das Tor der von Darren Ferguson – ja, er ist der Sohn des Sirs – trainierten Elf. Philip Bauer korrespondierte mit ihm, den sie auf der Insel "Bobby" nennen, per e-Mail.

derStandard.at: Peterborough hat im letzten Monat eine wahre Leistungsexplosion vollbracht. Hat sich der Umstieg auf ein 3-4-3-System also bewährt?

Robert Olejnik: Ja, es passt jetzt einfach alles zusammen. Die Spieler lieben die neue Formation, zu Saisonbeginn hatten wir Schwierigkeiten ein 4-4-2 System zu spielen.

derStandard.at: Erklären Sie doch bitte einem Laien die konkreten Auswirkungen des neuen Systems.

Olejnik: Die Außenverteidiger können jetzt nach vorne attackieren und wir haben mit drei Verteidigern einen sicheren Rückhalt. Beim alten 4-4-2 haben wir oft zwei gegen zwei gespielt, jetzt haben wir einen extra Verteidiger, das gibt uns mehr Sicherheit.

derStandard.at: Sie sind mit sieben Niederlagen in die Saison gestartet. Wie schwierig war es, das psychisch wegzustecken?

Olejnik: Leider habe ich bereits in Schottland mal so einen Saisonbeginn erlebt, für mich war es also ein bisschen "einfacher" damit umzugehen. Aber jede Niederlage schmerzt, egal ob man Erster oder Letzter ist.

derStandard.at: Sind die Fans in diesen harten Zeiten immer hinter der Mannschaft gestanden?

Olejnik: Die Fans sind fantastisch, viele fahren hunderte von Kilometern zu Auswärtsspielen. Und das sogar an einem kalten Dienstagabend, auch als wir Letzter waren. Ich hätte mir nie gedacht, dass die uns so gut unterstützen, speziell nach so einem schwierigen Saisonstart.

derStandard.at: Und dann haben Sie ausgerechnet vor 23.000 Zusehern bei Tabellenführer Cardiff gewonnen. War das ein Knackpunkt?

Olejnik: Ja. Dieses Spiel war für die Moral der Mannschaft und das Selbstvertrauen sehr wichtig. Das war ohne Zweifel einer der wichtigsten Siege der Saison.

derStandard.at: Vor Weihnachten gab es dann noch ein irres 5:4 gegen die Bolton Wanderers. Wie haben Sie das Spiel erlebt?

Olejnik: Es war ein unglaublich spannendes Match, speziell für die Zuschauer. Für die ganze Mannschaft war es ein toller Erfolg und auch für mich persönlich ein besonderes Gefühl, gegen einen Ex-Premier-League Verein zu gewinnen.

derStandard.at: Der Klassenerhalt scheint nicht mehr utopisch. Wie sehr hat das die Stimmung in der Mannschaft verändert?

Olejnik: Mit dem Sieg in Cardiff hat sich wie gesagt alles verändert. Wir haben der Liga gezeigt, dass wir weiterhin kämpfen, dass niemand uns abschreiben kann. Wir wussten das auch vorher, nun wissen es die anderen auch.

derStandard.at: Georg Margreitter meinte in einem Interview, Peterborough würde als eines der wenigen Teams in der Liga den technisch feinen Fußball pflegen. Stimmt das?

Olejnik: Ja, ich denke schon. Darren Ferguson ist dafür bekannt, dass jede seiner Mannschaften Fußball spielt und nicht nur den Ball nach vorne schlägt. Ich kann mich an ein Vorbereitungsspiel erinnern, in dem ich nicht ausschießen durfte. Er wollte eine spielerische Eröffnung.

derStandard.at: Ferguson ist mit ihnen zufrieden, Sie waren zuletzt gegen Barnsley "Man of the Match". Wie beurteilen Sie Ihre eigene Leistung?

Olejnik: Ich will in jedem Spiel "Man of the Match" werden, genau wie jeder andere Spieler in unserer Mannschaft. Diese Einstellung hat uns sehr geholfen, so haben wir von den letzten fünf Spielen vier gewonnen. Ich probiere alles, was ich unter der Woche lerne, am Samstag um 15 Uhr umzusetzen.

derStandard.at: Der Trainer lobt Ihre "communication skills". Was meint er damit genau? Fühlen Sie sich als Teamleader, als Führungsfigur?

Olejnik: Ich glaube, er meint, dass wir in der Hintermannschaft sehr viel reden. Sowohl im Spiel als auch in der Kabine. Wir kommunizieren und machen uns dadurch das Leben leichter. In dieser Liga braucht man 11 Teamleader mit einer guten Einstellung, sonst hat man keine Chance.

derStandard.at: Sie spielen mittlerweile seit zehn Jahren auf der Insel. Hat sich die Karriere nach Ihren Vorstellungen entwickelt?

Olejnik: Seit ich auf der Insel bin, habe ich Spaß am Fußball. Und auch hart daran gearbeitet, dass meine Karriere so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Bis jetzt bin ich mit meiner Laufbahn sehr zufrieden.

derStandard.at: Sie haben einen Zwischenstopp in der vierten englischen Liga eingelegt, bei Torquay United, waren dort der Beste Goalie der Liga. Welche Erfahrungen haben Sie dort gesammelt?

Olejnik: Es war ein tolles Jahr für mich, wir haben um den Aufstieg gespielt. Eine wertvolle Erfahrung, die einem jungen Tormann nur helfen kann. Es war ein ganz anderer Druck im Vergleich zu einem Abstiegskampf. Und es war super, den Zu-Null-Rekord zu brechen.

derStandard.at: Wagen wir einen Ausblick: Werden wir Robert Olejnik wieder bei einem Premier League-Klub sehen?

Olejnik: Es ist schwer, im Fußball nach vorne zu blicken. Derzeit bin ich bei Peterborough und hoffe, dass wir in der Liga bleiben.

derStandard.at: Am Samstag geht es im FA-Cup gegen den Premier-League-Klub Norwich. Die London Road wird ausverkauft sein, was erwarten Sie von diesem Spiel?

Olejnik: Dieses Spiel bietet uns nach einer sehr harten Winterperiode quasi eine kurze Pause. Wir haben keinen Druck, können nur gewinnen. Norwich wird ohne Frage eine der stärksten Mannschaften sein, gegen die wir in dieser Saison spielen. Perfekt, um noch mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. (Philip Bauer; derStandard.at; 4. Jänner 2013)