Bild nicht mehr verfügbar.

Nicolas Maduro ist mit Justizministerin Cilia Flores verheiratet.

Foto: EPA/HO/VENEZUELAN PRESIDENCY

Die Hoffnungen auf eine vollständige Genesung des im Oktober im Amt bestätigten venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez schwinden. Am Mittwoch eilte auch sein Bruder Adan ans Krankenbett in der kubanischen Klinik, in der der 58-Jährige am 11. Dezember seine vierte Krebsoperation über sich ergehen lassen musste.

Binnen dreißig Tagen, schreibt die venezolanische Verfassung vor, muss im Falle des Todes Präsident Hugo Chávez´ ein Nachfolger gewählt werden. Der Staatschef selbst wünschte sich noch im Dezember, dass die Venezolaner seinen bisherigen Vizepräsidenten und Außenminister Nicolas Maduro wählen sollten.

Der 50-jährige Maduro arbeitete sich vom Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben der Hauptstadt Caracas zum Vorstandsmitglied hoch, indem er sich in der damals noch verbotenen Gewerkschaft engagierte. Er war Gründungsmitglied von Chávez´ MVR ("Bewegung fünfte Republik") und wurde im Jahr 2000 ins Parlament gewählt. 

"Geisteskranke" Journalisten

In einem Interview, das er am Mittwoch dem südamerikanischen Fernsehsender Telesur gab, äußert er Entsetzen über venezolanische Journalisten, die immer wieder Spekulationen über den Gesundheitszustand des Präsidenten anstellen. Medienvertreter, die keine Rücksicht auf die Gefühle der Angehörigen nahmen, nennt er geisteskrank.

In dem Interview äußerte sich zuversichtlich über die wirtschaftliche Entwicklung Venezuelas: man gehe für diese Jahr von einem fünfprozentigen Wachstum aus, und hoffe, auch die Inflation unter zwanzig Prozent drücken zu können.

Kaum Hinweise auf neue Wirtschaftspolitik

Hinweise auf eine Abkehr von Chávez "tropischem Sozialismus" gibt es bisher kaum: Maduro deutete lediglich an, er könne sich eine Reduktion der Subventionen auf Elektrizität vorstellen. Wirtschaftsvertreter fordern immer wieder Reform der staatlichen  Devisenkontrolle, weil diese dringend benötigte Importe erschwert. Maduro äußerte hier die Ansicht, hier gebe es "einiges zu verbessern".

Als sich der Wirtschaftsverband Fedecamaras lobend über diese Feststellung äußerte, ruderte der Außenminister allerdings umgehend zurück: "Wir werden den Unternehmern  keine Dollars geben - diese Revolution wird ihnen noch einige Kopfschmerzen bereiten", gab er tags darauf zu Protokoll.

"Chávez ist die Seilbahn"

Maduro ist als treuer Gefolgsmann des Präsidenten bekannt: bei der Eröffnung der neuen Seilbahnstrecke im Vorort Mariche im Dezember pries er  dessen Lebenswerk in höchsten Tönen und ließ sich sogar zur Aussage "Chavez ist die Seilbahn" hinreißen, weil sich dieser persönlich für den Anschluss armer Stadtteile an das öffentliche Verkehrsnetz engagiert hatte.

Als Außenminister musste sich Maduro daran gewöhnen, statt Jeans und offenem Hemd Anzüge und manchmal sogar eine Krawatte zu tragen. Sein ehemaliger Parteikollege Jose Albornoz lobte sein Verhandlungsgeschick: "Als Gewerkschafter hat er es gelernt, auch mit seinen Gegnern zu kommunizieren". (bed, derStandard.at, 3.1.2013)