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Mit Forschung soll das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden und sollen Arbeitsplätze entstehen.

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3-D-Drucker haben das Potenzial, Produktionsprozesse neu zu gestalten. Spezialteile - hier ein mathematisches Modell in 3-D - könnten so relativ einfach erneuert werden.

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Für die industrielle Erzeugung im Rahmen der - häufig kritisch gesehenen - Nanotechnologie müssen neue Wege beschritten werden.

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Angesichts der mannigfachen Probleme, mit denen die westliche Gesellschaft konfrontiert ist, liegt die Hoffnung auf neuen Technologien: als Problemlöser und als Turbo für neues Wirtschaftswachstum. Eine Serie.

 

Eine nächste Innovationswelle - die wegen der anstehenden Probleme rund um Ökonomie und Ökologie heiß herbeigesehnt wird, sollte auf ressourceneffizienten und klimaverträgliche Produkten und Diensten basieren, meinen die meisten Experten in Thinktanks wie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Sei es bei neuen Werkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, bei energiesparenden Verfahren, erneuerbaren Energien oder Elektroautos, die mit Strom aus Erneuerbaren betrieben werden.

Green-Business- und Low-Carbon-Investitionen sind bei diesen Zukunftsvisionen keine Nische mehr, sondern "der größte Wachstumsmarkt der Weltwirtschaft", so das KAS in einer Analyse über " Wirtschaftspolitische Megatrends bis 2020". Informations- und Telekommunikationstechnologien würden hierbei eine entscheidende Rolle spielen.

Wobei der Zukunftsforscher Horst Opaschowski bei kommenden Entwicklungen von einem Paradigmenwechsel ausgeht. Technologien müssen nicht mehr nur die Produktion steigern, sondern sollten - im Idealfall - Produktion und Wertschöpfung erhalten und damit Arbeitsplätze sichern. "Wichtiger als Einkommenserhöhung ist, dass die Löhne sicher sind", sagt er. Nicht mehr die Steigerung der Lebensqualität sollte das Ziel technologischer Entwicklungen sein, sondern deren Absicherung und Erhalt des Erreichten - zumindest in den reichen Industrieländern. "Die Mär vom Mehr glaubt keiner mehr", reimt Opaschowski dazu.

Die Megatrends von morgen - und da sind sich alle Zukunfsforscher einig - ranken sich um die Bereiche, in denen künftig die großen Herausforderungen für die Gesellschaft liegen (siehe untenstehendes Wissen): Gesundheit, Alter, Migration. Ressourcennutzung oder Umweltverträglichkeit.

Bei Forschung und Entwicklung ist mehr denn je die Überführbarkeit in marktfähige Produkte wichtig, erläutert Reinhold Popp, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Zukunftsstudien der Fachhochschule Salzburg. Die Einkommen werden in den nächsten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten, nicht nennenswert wachsen. Technologische Entwicklungen, die auf die schmäleren finanziellen Mittel nicht abstellen, werden da schnell an die Grenzen der Finanzierbarkeit stoßen. Für Opaschowski könnte dies beispielsweise im Gesundheitsbereich schlagend werden, wo teure Innovationen nicht mehr finanzierbar sind, vonseiten der öffentlichen Hand ebenso wenig wie von Privaten.

Die Wirtschaftskrise, auch wenn sie überwunden sein sollte, wird aufgrund der hohen Schuldenberge der Staaten die Ausrichtung von Forschung und Entwicklung beeinflussen, meint man bei Fraunhofer Austria Research. Dies bedeutet, dass mehr denn je angewandte Forschung in den Mittelpunkt gerückt wird und Grundlagenforschung zweitgereiht wird - auch wenn dies nicht gerne laut zugegeben wird. Und es bedeutet, dass der Schwerpunkt häufig auf "Transformationsunterstützung" gelegt wird. Das heißt, dass die Ergebnisse von Forschung und Entwicklung möglichst schnell in marktreife Produkte umgeformt werden sollen.

Auch in der EU-Kommission wird die Bedeutung von Innovation für die wirtschaftliche Prosperität hervorgehoben. EU-Industriekommissar Antonio Tajani hat erst kürzlich zu einer Fokussierung auf "Key Enabling Technologies" (KETs, Schlüsseltechnologien), aufgerufen. Aus Sicht der Kommission sind dies Mikro- und Nanoelektronik, Nanotechnologien, moderne Werkstoffe, Biotechnologie, optische Verfahren, Robotik. Damit einhergehen sollte eine "Reindustrialisierung" Europas, will Tajani. Derzeit kommen 16 Prozent des EU-Bruttoinlandprodukts aus industrieller Tätigkeit, bis 2020 sollen es rund 20 Prozent sein. Schwächelnden doch wichtigen Industriezweigen wie der Autoindustrie kommt dabei ein wichtiger Part zu. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 31.12.2012./1.1.2013)