Das neue Haus von STANDARD und derStandard.at in der Vordere Zollamtsstraße 13 im dritten Wiener Gemeindebezirk.

Foto: STANDARD/Fischer

Wien - Es ist wieder einmal alles ein wenig eng geworden. Das war schon so kurz nach der Gründung des Standard im ersten Quartier Am Gestade in der Wiener Innenstadt. Das war nach wenigen Jahren im Haus am Michaelerplatz nicht anders. Dort wurde die Idee zur Online-Ausgabe geboren, und das hat die Platzfrage verschärft: DerStandard.at ist rasch gewachsen und aus den Räumlichkeiten in der Herrengasse, in die wir inzwischen übersiedelt waren, in eigene Redaktionsräume in der Wallnerstraße gewechselt. Zwei Redaktionen an verschiedenen Standorten, das hat sich als unpraktisch herausgestellt. Deshalb sind wir jetzt zusammengezogen.

Vordere Zollamtsstraße 13, im dritten Wiener Gemeindebezirk: Dort versammeln sich inzwischen alle Redaktionsmitarbeiter und alle Abteilungen und Firmen der Standard Medien-AG. Vielen Wienern ist das Haus als ehemaliges Hauptquartier der Zentralsparkasse, später als Bank-Austria-Sitz bekannt - sie werden das Gebäude nicht wiedererkennen. Die Signa-Holding, der das Haus nun gehört, hat für den Umbau des Gebäudes, in dem der Standard mehrere Geschosse bespielt, rund 90 Millionen Euro reserviert.

Grüne Technologie

Es wurde Wert auf grüne Technologie gelegt, von der Gebäudedämmung bis zur Klimaanlage samt Luftbefeuchter und den Lichtverhältnissen an den Arbeitsplätzen. Das war der Part der an diesem durchaus anspruchsvollen Projekt beteiligten Techniker, der Architekten Heinz Neumann für die Signa-Holding und Markus Marignoni und Iztok Lemajic für den Standard.

Herausgekommen sind transparente Räumlichkeiten, die wir als gelebte Offenheit verstehen wollen. Wir haben Möglichkeiten zur verstärkten Zusammenarbeit der Redaktionen geschaffen.

Die Ressorts im ersten Stock und die weiteren Abteilungen in den Geschoßen darüber sind in lichtdurchfluteten Räumen untergebracht, die Journalisten im Erdgeschoß in einem neuen, großzügigen Newsroom - einem im Zentrum verglasten Innenhof, der mehr als einen Hauch Großzügigkeit erkennen lässt.

Wir probieren ein zukunftsträchtiges Arbeitsmodell aus: Fast hundert Kolleginnen und Kollegen aus Print und Online begegnen einander dort auf Augenhöhe. Es ist ein Arbeiten in hoher Reaktionsgeschwindigkeit, mit - wie wir erwarten - wohl nur geringen Reibungsverlusten, auf ein gemeinsames Ziel gerichtet.

Gelebte Offenheit

Die Offenheit wird schon im Entrée deutlich: Der neue große Besprechungsraum, in dem die täglichen Redaktionskonferenzen abgehalten werden, ist nicht nur vom Newsroom, sondern auch von der Straße aus einsehbar. Wir wollen zeigen: Wir treffen keine geheimen Entscheidungen, wir begegnen auch der Leserschaft auf Augenhöhe. Selbst die Chefredaktion arbeitet hinter Glaswänden. Diese Transparenz ist durchaus auch hier ein Signal, eine Einladung, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Das ist ein Erfolgsmodell, das sich im Haus bewährt hat.

Eine besondere Bewährungsprobe war der Umzug nicht zuletzt für die Technik. Rund 500 Arbeitsplätze mussten übersiedelt werden - in Etappen, jede für sich eine Herausforderung, und vor allem ohne den Tagesbetrieb zu unterbrechen. Es hat den Online-Standard im Netz gegeben wie alle Tage, obwohl am 27. Dezember eine Vielzahl von Computern, Tischen und Kästen auf die Reise geschickt wurden. Es ist die gedruckte Ausgabe wie gewohnt erschienen, obwohl die Mitarbeiter teils bereits auf der Reise durch Wien waren. Die Gerätschaften wurden übers Wochenende neu installiert, und seit dem 23. Dezember kommt die Print-Ausgabe aus dem neuen Verlagshaus.

Wir sind ein wenig wehmütig aus unseren alten Büros gegangen, aber die Vorteile im neuen Haus überwiegen. Wir haben ein neues Zukunftsprojekt gestartet. (or, DER STANDARD, 29./30.12.2012)