Der Wiener Saitenmeister zwischen Soul, Funk und Jazz: Karl Ratzer spielt am 31. Dezember mit seinem Septett in das neue Jahr, also 2013, hinein.

Foto: Porgy

Wien - Jazzclub kann sich gerne jedes Etablissement nennen. Aber ein wahrhaft glaubwürdiger Club ist letztlich vor allem jener, der täglich Programm bietet. Auch in der stillen Zeit, wenn sogar das geliebte Kaffeehaus eigener Wahl ein paar Tage verschlossen bleibt. Das Porgy & Bess ist in diesem Sinne ein echter Jazzclub, wie natürlich auch das Jazzland.

Letzteres wird ab Freitag bis inklusive Sonntag Sängerin Marianne Mendt auf die Bühne bitten, die mit glanzvollem Quartett (Thomas Kugi, sax, Oliver Kent, p, Werner Feldgrill, b, und Mario Gonzi, dm) in Swingwelten entführen wird.

Am Freitag ist im Porgy & Bess ebenfalls vokale Kunst angesagt: Die Schweizerin Erika Stucky ist bekannt für eigenwillige Versionen von Popsongs und ausgelassenen Humor der musikalischen Art. Am Samstag wird ebendort der Schmäh ebenfalls nicht ausgelassen. Allerdings mixt Akkordeonist und Sänger Stefan Sterzinger wohl auch ein bisschen was Melancholisches hinzu, während am Sonntag im Porgy Vokalistin Dorretta Carter vor allem für soulige Großstimmung sorgen wird.

Nicht einmal am 31. 12. gibt man in diesem Club Ruhe: Vielmehr gibt es in der Strengen Kammer das Projekt Dirty Songs, welches "eine sinnliche musikalisch-literarische Reise durch die unterschiedlichsten Aspekte der körperlichen Liebe" sein soll und auch "ein moderner szenischer Liederabend in sündiger Atmosphäre". Es gibt jedenfalls (um 19.00) zahlreiche Uraufführungen, bevor es dann in den Keller geht, wo auf der Hauptbühne Gitarrist und Sänger Karl Ratzer (ab 22.00) mit Septett in das nächste Jahr führt.

Karl Ratzer, im Lauf der Jahre zu einem Könner von internationalem Format gereift, beherrscht das soulig-funkige Grooven ebenso vorzüglich wie jene aus dem Bebop kommende strenge Linearität der Improvisation. Und wer ihn Balladen singen gehört hat, versteht, was intuitives Wissen um den richtigen Tonfall im Jazz sein kann.   (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 28.12.2012)