Wehrpflicht versus Berufsheer

Grafik: Der Standard

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Wohin das Heer marschiert, ist in Umfragen noch offen. 

Foto: dapd/Punz

Linz - Hätte die Volksbefragung zur Wehrpflicht bereits am vergangenen Wochenende stattgefunden und wären auch alle Wahlberechtigten zur Befragung gegangen, dann wäre das Berufsheer wohl für lange Zeit abgelehnt: 54 Prozent waren in der Vorwoche für die Wehrpflicht, nur 46 für ein Berufsheer.

So klar, wie es diese Zahlen erscheinen lassen, ist das Ergebnis aber nicht vorhersagbar, schränkt Market-Chef Werner Beutelmeyer ein. Für den Standard erhebt er seit zwei Jahren die Präferenzen im Hinblick auf das Wehrsystem - und identifiziert dabei klare Muster: "Seit Monaten gibt es in weiten Teilen des Bundesgebiets eine Mehrheit für die Wehrpflicht. Aber es ist nicht so klar, ob die Befürworter der Wehrpflicht so stark motiviert sind, auch tatsächlich hinzugehen."

Speziell die von allen Instituten erhobenen Mehrheiten für das bestehende System könnten eine stark demotivierende Wirkung entwickeln, sagt der Sozialforscher: "Da sagen sich wahrscheinlich viele Befürworter, dass es auf ihre Stimme nicht ankäme - wenn aber nur jeder vierte Wahlberechtigte tatsächlich teilnimmt, wird das Ergebnis unvorhersehbar."

Tatsächlich gehen derzeit 64 Prozent davon aus, dass die Wehrpflicht ohnehin beibehalten wird - an dieser Erwartung hat sich seit August kaum etwas geändert.

Viel werde davon abhängen, welche Gruppe ihre Anhänger besser motivieren kann. Wobei die Parteigänger der einzelnen Parteien zwar tendenziell der Parteilinie folgen, aber eben nicht geschlossen. Market rechnete sämtliche Befragungswellen des Herbstes zusammen und bilanziert:

SPÖ-Anhänger folgen mehrheitlich der Empfehlung ihrer Bundespartei und befürworten zu 54 Prozent ein Berufsheer. In der jüngsten Befragungswelle ist das noch deutlicher ausgeprägt als bei früheren Umfragen. Allerdings gehen auch die SPÖ-Wähler mit deutlicher Mehrheit davon aus, dass das von ihrer Partei gewünschte Berufsheer ohnehin nicht kommen wird.

Umgekehrt ist das in der Gefolgschaft der ÖVP: Auch hier gibt es eine klare Mehrheit von 73 Prozent, die an ein Weiterbestehen der Wehrpflicht glaubt - aber anders als die SPÖ-Anhänger befürworten die ÖVP-Wähler mit 76-prozentiger Mehrheit die Wehrpflicht. Übrigens gibt es ausgerechnet im schwarzen Kernland Niederösterreich keine Mehrheit.

FPÖ-Wähler sind zu 66 Prozent für die Wehrpflicht.

Grüne stehen - ähnlich deutlich wie Rote - für ein Berufsheer.

Stronach-Fans sind keine Berufsheer-Anhänger, auch wenn das kippen könnte.

Die wenigen bekennenden Piraten neigen eher zum Berufsheer. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 28.12.2012)