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Ein Bauer mit seiner Getreideernte vor Jemens Hauptstadt Sanaa. Das Land ist fast völlig auf Lebensmittelimporte angewiesen, es gibt kaum landwirtschaftlich nutzbare Fläche.

Foto: EPA/YAHYA ARHAB

Berlin/Wien - Vor allem der Maispreis macht Ralf Südhoff derzeit zu schaffen, im November war er mehr als doppelt so hoch wie noch vor fünf Jahren. Ähnliches gilt für Weizen und Hirse. "Das ist eine Katastrophe für Leute, die sich großteils von Getreide ernähren", sagt er.

Südhoff arbeitet für das World Food Program (WFP) der Uno und bereitet sich gerade auf eine der intensivsten Zeiten des Jahres vor: Im Jänner, Februar und März müssen in Teilen Afrikas besonders viele Menschen unterstützt werden. In diesen Monaten ist die neue Ernte noch nicht eingebracht, die Vorräte sind aber oft bereits aufgebraucht.

Frühwarnsysteme

Dank immer besserer Frühwarnsysteme wie das Famine Early Warning System ist es möglich, bereits lange im Voraus abzusehen, wo Hungerkrisen ausbrechen könnten. 2013 werden wohl die Bewohner Simbabwes, Malawis, Lesothos und des Jemen zu wenig zu essen haben. Ein wesentlicher Grund: die Dürre in den USA im Sommer 2012.

"Wir haben ein extrem fragiles Welternährungssystem, dass davon abhängt, ob es in einigen wenigen Ländern regnet oder nicht", sagt Südhoff. Die USA sind einer der größten Weizenexporteure, wenn hier der Überschuss fehlt, hungern vor allem Menschen im südlichen Afrika.

Nahrung als Zukunftsmarkt

Theoretisch könnten Bauern in Entwicklungsländern von den enorm hohen Weltmarktpreisen für Lebensmittel profitieren, Nahrung gilt als Zukunftsmarkt: Der Bedarf soll in den kommenden Jahren um bis zu 50 Prozent steigen. Praktisch aber sind sie nicht in der Lage, mehr anzubauen - ihnen fehlt das Know-how und die Technik.

Viel hängt nun davon ab, wie die US-Ernte 2013 wird. Große, ganze Regionen betreffende Hungerkatastrophen wie 2010 am Horn von Afrika oder 2011 in Teilen der Sahelzone wird es nach derzeitigem Stand 2013 nicht geben. In einigen Ländern zeichnen sich aber Krisen ab, in anderen sind sie bereits ausgebrochen.

  • Jemen:

Das Land wird laut WFP 2013 am massivsten unter Hunger leiden. Bereits jetzt ist jedes zweite Kind unter fünf im Jemen massiv unterernährt, zehn Millionen Menschen, die halbe Bevölkerung, hungern. Nur fünf Prozent der Fläche des Jemen sind landwirtschaftlich nutzbar, das Land ist daher fast vollständig auf Lebensmittelimport angewiesen. Die wenige Landwirtschaft, die betrieben werden kann, wird durch die zahlreichen bewaffneten Konflikte weiter gestört - genauso wie die Verteilung von Hilfsgütern.

  • Malawi, Lesotho, Simbabwe:

In der Region hat es in den vergangenen Monaten zu wenig geregnet, durch die Dürre gab es eine besonders schlechte Maisernte. In Simbabwe kommen noch politische Unruhen dazu. In Malawi kostet das Getreide bereits jetzt 80 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Das WFP ist gerade dabei, mehr Hilfe in den drei Ländern vorzubereiten. Derzeit unterstützt es hier mehr als vier Millionen Menschen.

  • Mali:

Das Land ist das einzige in der Sahelzone, das sich nicht von der Dürre vergangenes Jahr erholen konnte. Zwar sind die Ernten in der Region um etwa ein Drittel besser ausgefallen als im Vorjahr - durch den Krieg droht aber in Mali dennoch eine Lebensmittelknappheit. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht davon aus, dass 350.000 Menschen hier durch die Kämpfe ihr zu Hause verloren haben.

  • Äthiopien:

Immer noch leidet Äthiopien unter den Folgen der großen Hungersnot 2010 und unter seiner Nachbarschaft zum instabilen Somalia. Das Land wird auch 2013 zahlenmäßig der größte Empfänger des WFP sein, fast acht Millionen Menschen wird die Uno hier unterstützen.

  • Haiti:

Das Land ist weit davon entfernt, sich von dem verheerenden Erdbeben 2010 zu erholen, Hurrikan Sandy hat die Landwirtschaft im November erneut schwer getroffen und zurückgeworfen. (Tobias Müller, DER STANDARD, 27.12.2012)