Sollten Kriegsspiele auf reale Waffen verzichten?

Foto: EA

Der tragische Amoklauf in einer US-Grundschule in Newtown, bei dem 28 Menschen ums Leben kamen, brachte abermals die Gewaltspieldebatte aufs Tableau. Vor allem die britische Boulevardpresse und Vertreter der US-Waffenlobby sorgten für Aufsehen, als sie Videospielen eine Teilschuld für das Massaker zusprachen. Doch während es nach wie vor keine wissenschaftlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen virtuellen und realen Gewalttaten gibt, lässt sich ein Zusammenspiel der Waffenindustrie und der Videospielbranche nicht abstreiten. Videospiele dienen heute vielleicht mehr als Hollywoodfilme und andere Medienformen als Werbeträger für Waffen unterschiedlichtser Art, schreibt die New York Times (NYT).

Markenbekanntheit

Hersteller von Kriegsspielen wie "Call of Duty", "Battlefield" oder "Medal of Honor" brüsten sich damit, ihre Inhalte von Experten abgesegnet zu haben. Ex-Soldaten helfen dabei, glaubhafte Missionen nachzustellen und Waffen werden bis auf kleinste Merkmale wie das Mündungsfeuer digitalisiert und dem Spieler zur Verfügung gestellt. Die Kooperationen können auch schon einmal über die eigentlichen Spielinhalte hinausgehen, wie eine Partnerschaft zwischen Electronic Arts (EA) und dem Scharfschützengewehrfabrikanten McMillan Group und anderen Industrievertretern zeigte.

Den größten Werbeeffekt würden aber vermutlich die Spiele selbst erzeugen. Wo sonst kann man neueste Maschinengewehre und Panzerfäuste einfacher "ausprobieren", als mit der Spielkonsole in den eigenen vier Wänden? "Es hilft der Markenbekanntheit", sagt Stacy Jones, Präsidentin der auf Produktplatzierungen spezialisierten Agentur Hollywood Branded, gegenüber der NYT.

Ungeliebte Werber?

In den jüngsten Iterationen von "Call of Duty" und "Battlefield" kommen Waffen von Barrett and Browning, Colt, Heckler & Koch, Glock und Beretta zum Einsatz. Bei den meisten Umsetzungen dürfte es sich allerdings nicht um gezielte Werbepartnerschaften handeln, geben Experten zu bedenken. "Videospielhersteller lizenzieren wie Filmproduzenten häufig Bilder von bekannten Personen, Sport-Franchises, Autos und Militärausrüstung.", heißt in einer Stellungnahme von EA. Für die Markenabbildungen in "Medal of Honor" habe man keine Zahlungen der Waffenhersteller erhalten.

Steve Johnson, Autor des The Firearm Blog glaubt überhaupt, dass "sich die meisten Unternehmen von Gewaltspielen distanzieren wollen."

Lockvogel

Und wenngleich man argumentieren könnte, dass Videospiele authentisch oder überzeichnet nach wie vor die beste Form des Krieges sind, ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass das Militär die Popularität von Games für sich zu nutzen versucht. Die US-Army setzt Kriegsspiele ein, um junge Menschen zu rekrutieren. Lange bevor Soldaten mit Simulatoren für den Ernstfall trainieren.

Ryan Smith, Autor beim Online-Magazin Gameological Society glaubt, dass es besser wäre, wenn Spielhersteller generell auf reale Waffen verzichten würden. "Es ist einfach schlecht, wenn man Dinge, die man im Spiel tun kann, mit Werkzeugen des Todes in Verbindung bringen kann, die im realen Leben eingesetzt werden." (zw, derStandard.at, 25.12.2012)