Wien - Am Freitag erst kam die erlösende Nachricht von den österreichischen Wettbewerbshütern, dass mit einem Verzicht auf einen Einspruch die Übernahme von "Yesss!" durch die Telekom Austria endgültig besiegelt sei. Damit war auch die letzte Voraussetzung für den Kauf von Orange durch Hutchison ("3") erfüllt. Doch schon am Sonntag sind neue Wolken aufgetaucht, die die Neuordnung am österreichischen Handy-Markt vereiteln könnten.

T-Mobile setzt sich jetzt gegen die empfundene Benachteiligung zur Wehr und torpediert die Transaktion mit einer Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH). Der deutsche Konzern beantragt dabei aufschiebende Wirkung, womit das Höchstgericht die komplexe Transaktion zumindest vorübergehend stoppen könnte. Konkret geht es T-Mobile um die Neuverteilung der Frequenzen: Jene von Orange werden mit dem Segen der Telekom-Kontroll-Kommission an Hutchison übertragen. Die Yesss! -Kapazitäten wandern an die Telekom/A1. Dabei wurde der Zuwachs an Frequenzen so geordnet, dass "3" und A1 über breite Bänder verfügen.

Startnachteil befürchtet

T-Mobile sieht sich dadurch bei der Einführung der neuen Technologie LTE benachteiligt, wie es aus dem Konzern heißt. Hutchison und A1 seien mit der Frequenz-Anordnung und der Aufteilung von Funkstationen in der Lage, die neue Mobilfunkgeneration innerhalb von rund einem halben Jahr anzubieten. Für die Deutschen könnte sich daraus ein Startnachteil von bis zu einem Jahr ergeben.

Offiziell war von T-Mobile keine Stellungnahme zu erhalten. Die Entscheidung, den VwGH anzurufen, sei jedenfalls gefallen, erfuhr der Standard. Formal sieht man den Anknüpfungspunkt darin, dass die TKK T-Mobile Parteienstellung verwehrt hatte und der Konzern seine Einwände nicht entsprechend vorbringen konnte. Die für 2013 geplante Ausschreibung neuer Frequenzen hat mit dem jetzigen Rechtsstreit nichts zu tun.

Der von Andreas Bierwirth geleitete Österreich-Ableger hatte schon vor der Freigabe der Übernahme von Orange durch Hutchison Zweifel an den Auflagen der EU-Kommission geäußert. "3" muss zwar künftig virtuelle Betreiber wie UPC ins Netz lassen, allerdings dürften die vereinbarten Nutzungspreise zu hoch sein, um ein konkurrenzfähiges Angebot aus der Taufe zu heben. Wettbewerbsfähig wären die virtuellen Betreiber nur, wenn sie ihre Tarife aus positiv wirtschaftenden Bereichen wie Fernsehen quersubventionierten. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; 24.12.2012)