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Frank Stronach bringt die Mannschaft der ÖVP ins Schwitzen: Sein Antreten in Niederösterreich könnte den Verlust der absoluten Mehrheit fixieren.

Foto: apa/Hochmuth

Wien/St. Pölten - In jüngsten Umfragen liegt die Volkspartei in Niederösterreich ganz knapp an der 50-Prozent-Marke. Bei der letzten Landtagswahl 2008 waren es noch 54,4 Prozent. Dass dieser Wert nicht zu halten sein wird, weiß auch Landeshauptmann Erwin Pröll, er strebt aber wenigstens den Erhalt der absoluten Mehrheit an. Kein Wunder daher, dass ihn und die ÖVP das angekündigte Antreten von Frank Stronach als Spitzenkandidat in Niederösterreich gehörig aufschreckt.

Keine Stunde nach der ersten Agenturmeldung zum Thema Stronach-Kandidatur teilte VP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner mit: " In Kanada residieren, aber in Niederösterreich kandidieren wollen - das lässt tief blicken und nichts Gutes erwarten." Karner meint, die SP-Parteispitze habe über "unterschiedlichste Kanäle interveniert", um Stronach zur Kandidatur zu bewegen.

Unausgesprochener Nachsatz: In der VP hält man Rudolf Fußi für den Drahtzieher. Er ist Stronachs Social-Media-Berater und soll, wie der Standard kürzlich erfuhr, einen "besonders guten Draht" zu dem Parteigründer haben. Dabei war Fußi bis vor kurzem noch bei der SP angedockt: Eine enge Verbindung wird ihm mit dem Landesparteichef der niederösterreichischen Roten, Josef Leitner, nachgesagt. Dieser soll innerhalb der Partei dafür plädiert haben, Fußis Volksbegehren zur " Steuergerechtigkeit" im vergangenen Sommer zu unterstützen, fand dafür aber keine Mehrheit.

Abseits von dem schwarz-roten Geplänkel geht es bei der Wahl am 3. März 2013 hauptsächlich um die Frage, ob die VP ihre absolute Mehrheit erhalten kann. Mit Stronachs Antreten werden die Karten dafür neu gemischt. Zwar dürfte die Zahl der VP-Protest-Wechselwähler endenwollend groß sein, je mehr Parteien es allerdings in den Landtag schaffen, desto weniger mehrheitsfördernd wirkt das Wahlrecht, sprich: 49 oder 48,5 Prozent würden nicht mehr für eine absolute Mandatsmehrheit genügen. Ein, zwei Prozent hier, ein, zwei Prozent da - und der bequeme Polster ist weg. Oder, wie es ein hochrangiger Schwarzer kürzlich formulierte: " Kleinvieh macht auch Mist."

In aktuellen Umfragen liegt die ÖVP bei knapp 50 Prozent. Der SPÖ werden 26 bis 29 Prozent prognostiziert, das Team Stronach lag noch vor Bekanntgabe der Kandidatur des Parteichefs in unterschiedlichen Umfragen bei mindestens sieben Prozent. Tendenz höher, da die Deklarationsfreude bei Stronach-Sympathisanten als nicht sehr hoch eingeschätzt wird. Stronach käme demnach auf Anhieb auf den dritten Platz in Niederösterreich. Das könnte ihm auch für die folgenden Wahlen Auftrieb verschaffen.

Was die ÖVP besonders stört: Zwei ihrer "Kinder" kandidieren bei Stronach: Karin Prokop, Tochter der verstorbenen Innenministerien Liese Prokop, und Ernest Gabmann jun., Sohn des gleichnamigen Exvizelandeshauptmannes. Pröll ärgert sich speziell über das Antreten von Prokop. "Ihre Kandidatur hat große Unruhe in die ÖVP gebracht", freut sich Walter Rettenmoser, Sprecher des Team Stronach. Prokop selbst sagt: "Die Partei der Strassers, Karners und Sobotkas ist nicht mehr die politische Heimat von mir und meiner Mutter."

Neben den Freiheitlichen müssen sich in Niederösterreich wohl auch die Grünen warm anziehen. Sie positionieren sich als Transparenz- und Kontrollpartei, ein Feld, das auch Stronach beackern wird. FPÖ und Grüne dürften derzeit bei etwa sieben Prozent gleichauf liegen. (Andrea Heigl, Michael Völker, Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 24.12.2012)