Die Samsung Galaxy Camera.

Foto: derStandard.at/Pichler

Das Interface der Galaxy Camera-App für Fotos und Videos.

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"Profi"-Ansicht für die Einstellung von ISO-Wert, Verschlusszeit und mehr.

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Vergleichsbilder zur Qualität- und Farbdarstellung.

Links: Galaxy Camera, Mitte: HTC 8X, Rechts: Kodak Z990

Bild 1: Normale Tageslichtsituation

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Bild 2: Hoher Kunstlichtanteil, helle Situation.

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Bild 3: Hoher Kunstlichtanteil, Nahaufnahme.

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Bild 4: Abendaufnahme.

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Bild 5: Blick über Wien.

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Bild 6: Detailwiedergabe.

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Auch ein weihnachtliches Foto darf nicht fehlen. Aufnahmen in Originalgröße gibt es in unserer Ansichtssache.

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Mit der Galaxy Camera, Modell EK GC-100, hat der koreanische Elektronikriese Samsung die erste Kompaktkamera auf den Markt gebracht, die mit Googles Android-Betriebssystem in der Version 4 bespielt ist und mobilen Datenfunk beherrscht. Wir haben das Gerät getestet.

16,3 Megapixel, 21x Zoom

16,3 Megapixel oder eine Bildauflösung von maximal 4.608 x 3.456 Pixel bringt der Sensor unter. Der optische Zoom ist mit 21-facher Vergrößerung für ein Kompaktgerät großzügig ausgefallen. Auch hinsichtlich der anderen Spezifikationen wird nicht gegeizt.

Kraftpaket

So läuft die Bedienung hauptsächlich über ein 4,8 Zoll fassendes Super LCD-Gorilla Glass 2-Display mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixel hinter dem eine Exynos 4412-Plattform mit 1,4 GHz Quadcore-CPU sowie ein Mali 400MP-Grafikchip, gestützt von einem GB RAM, ihre Arbeit verrichten. Der 1.650 mAh-Akku soll bis zu 280 Stunden Standby erlauben.

Man hat es im Grunde mit einem Highend-Telefon zu tun, das allerdings nicht telefonieren kann. Wohl verfügt es aber über mobile Datenanbindung per 3G. In manchen Märkten, jedoch nicht Österreich, unterstützt die Kamera auch LTE. Bilder und Videos, als auch Apps aus dem Play Store und andere Inhalte lassen sich am internen Speicher ablegen, der acht GB umfasst. Per microSD-Slot kann um bis zu 64 GB nachgerüstet werden.

23mm-Linse, Android 4.1

Für schöne Aufnahmen soll eine 23mm Weitwinkel-Linse aus eigener Produktion sorgen. Ebenfalls dabei ist ein Popup-Xenonblitz. Die Lichtstärke der Optik liegt zwischen2,8 und 5,9f, die Brennweite zwischen 4,1 und 86 mm.

Kabelgebundene Bildausgabe auf andere Monitore ist über den integrierten microHDMI-Ausgang möglich. Vorinstalliert ist Android in der Version 4.1.1. Mit 128.7 x 70.8 x 19.1 mm und einem Gewicht von 300 Gramm gehört die Galaxy Camera zu den eher größeren und schwereren Vertretern ihrer Gattung. Sie ist in schwarz und weiß erhältlich.

Ergonomie

Das ist in ergonomischer Hinsicht auch ein wenig ein Problem. Die Ausbuchtung, an der die Kamera bei einhändiger Verwendung gehalten wird, ist recht klein geraten, was größeren Händen nicht gut entgegenkommt. Die Kontaktfläche zum Bereich mit rutschfester Oberfläche ist dann nämlich recht gering, zudem könnte besagte Oberfläche besser sein. Als Lebensversicherung gibt es allerdings noch eine Trageschlaufe aus Kunstleder.

Touchscreen statt Drehrad

Die Bedienung des Gerätes erfolgt fast ausschließlich über den Touchscreen. Auch der Drehregler, über welchen bei den meisten konventionellen Modellen der Aufnahmemodus festgelegt wird, wurde als virtuelle Ausgabe integriert. In physischer Form übriggeblieben sind der An/Aus-Schalter, ein Knopf für schnelles Umschalten des Blitzes, der Zoomregler und der Auslöseknopf.

Gelungene Foto-App

Die Fotografie- und Filmfunktion ist als erweiterte Kamera-App in das Android-System eingebettet. Hier stehen unter "Modus" drei Hauptoptionen bereit. Ist die Kamera auf "Auto" gestellt, versucht sie selbst, die besten Einstellungen für die jeweiligen Bedingungen zu ermitteln. Über "Intelligent" kann eine Reihe von Presets gewählt werden. Darunter fallen etwa Portraitfotos, Serienaufnahmen, Landschafts- und Panoramabilder, der Nachtmodus, Silhouettenaufnahmen im Gegenlicht oder Makrobilder - insgesamt 15 an der Zahl.

Nette Add-ons

Das Gros der Einsatzmöglichkeiten ist damit gut abgedeckt, zumal hier nicht nur Verschlusszeit, ISO-Einstellung und Blende manipuliert, sondern auch verschiedene Farbänderungen angewandt werden. Praktisch ist die Möglichkeit, mehrere Aufnahmen von Personen oder Szenen in schneller Folge zu machen und anschließend aus der kleinen Serie das beste Ergebnis wählen zu können (einen Vorschlag liefert das Gerät auch selbst). Zusätzlich stehen verschiedene Effekte bzw. Farbüberlagerungen in einer Schnellauswahl zur Verfügung - etwa um Bilder im Comiclook zu schießen -, allerdings werden Fotos damit unter einer fixen Auflösung von 1.920 x 1.080 aufgenommen.

Wer sich selbst mit Verschlusszeit etc. spielen möchte, kann dies unter dem dritten Punkt, "Profi" tun. Von den Manipulationsmöglichkeiten einer DSLR und mancher Bridgekameras ist die Galaxy Cam damit zwar noch um einiges entfernt - auch RAW-Bilder schießt sie nicht -, den Ansprüchen des Kompaktkamera-Segments wird sie aber mehr als gerecht.

Bedienkonzept funktioniert

Die Umstellung von den üblichen Bedienmethoden auf den Touchscreen ist gewöhnungsbedürftig, funktioniert nach einer kurzen Orientierungsphase aber gut. Nachteilig ist das Konzept bei sehr kalten Außentemperaturen. Für hübsche Winterschnappschüsse muss man sich entweder Smartphone-taugliche Handschuhe besorgen oder Frostbeulen an den Fingern riskieren.

Gute Bilder bei guten Bedingungen

Nun aber ans Eingemachte, zur Bildqualität. Die Galaxy Kamera macht unter Tageslicht gute Bilder mit recht hoher Farbtreue und kann dabei sogar mit einer Bridgekamera wie der Kodak EasyShare MAX Z990 mithalten, die über eine deutlich größere Optik mit 28mm Schneider-Kreuznach-Linse verfügt.

Zumindest, solange man die Bilder nicht in voller Originalgröße verwendet und betrachtet. Was in den meisten Fällen nicht auffallen wird, aber erwähnt werden sollte, ist, dass die Galaxy Camera Details nicht gut einfängt (etwa feine Oberflächenstrukturen). Betrachtet man die Bilder dahingehend, fällt sie hinter die Kodak-Kamera, und nicht selten auch hinter das zweite Vergleichsgeräts, ein HTC 8X Windows-Phone zurück.

Kleinere Macken, hilfreicher Stabilisator

Was ebenfalls auffällt ist, dass sich schon bei geringer Überblendung einer Objektkante schon ein leichter Purple Fringe-Effekt einstellt, den man aber im Regelfall erst bei genauem Hinsehen bei Originalauflösung erkennt. Und das, obwohl die Optik mit Gegenlicht insgesamt gut zurande kommt.

Angenehm ist der 21-fache Zoom, insbesondere da er über einen mechanischen Stabilisator verfügt. Starre Motive lassen sich damit auch aus größerer Distanz noch recht gut einfangen, schöne Bilder von bewegten Personen oder Objekten sollte man hier aber nicht mehr erwarten, was aber ohnehin bei kaum einer Kamera dieses Preis- und Verwendungssegments der Fall sein wird.

Qualitätsabfall

Enttäuschend schneidet die Galaxy Camera ab, sobald das Tageslicht weicht oder man mit in einem dunkleren Raum mit viel Kunstlicht hantieren muss. Zwar halten sich die farblichen Veränderungen der Bilder angenehmerweise in Grenzen (zum Vergleich: das HTC 8X neigt hier zu einem deutlichen gelblich-orangen Stich), jedoch stellen sich Unschärfe und deutlich wahrnehmbares Rauschen ein.

Kein Match für die Bridgekamera, aber auch andere Kompakte dürften hier bessere Ergebnisse liefern. Viel besser als auf einer guten Smartphone-Kamera fallen die Ergebnisse hier leider nicht aus, was angesichts des Preises von UVP 500 Euro (der Straßenpreis liegt mittlerweile zwischen 300 und 400 Euro) enttäuschend ist.

Selbst mit Stativ und dem Experimentieren mit manuellen Einstellungen (der einstellbare ISO-Wert reicht von 100 bis 3.200), ist Einiges nicht zu retten. Schwächen, die auch bei der Videoaufnahme zu bemerken sind, die Samsung-Kamera beherrscht Full HD-Aufnahmen.

Praktische Vernetzung

Ein Vorteil von Android ist freilich, dass auch andere Apps für die Erstellung von Fotos herangezogen werden können bzw. die Aufnahmen sofort in anderen Programmen einer ersten Nachbearbeitung unterzogen werden können. Via WLAN und 3G lassen sich die Bilder auch schnell über Messenger und Social Networks oder per E-Mail teilen, was nicht nur im beruflichen Einsatz eine erhebliche Erleichterung sein kann. NFC fehlt leider.

App-Paket

Auch für die meisten anderen Einsätze eines Smartphones, exklusive SMS und herkömmliche Telefonie, ist das Produkt gewappnet. In der Praxis ist die Galaxy Cam auf Dauer aber zu groß und schwer dafür. Vorinstalliert ist übrigens die Samsung-eigene Appsuite von ChatOn bis zum S Planner, Facebook, Google+, Instagram, die Bearbeitungssoftware Paper Artist, der Drahtlos-Sharing-Hub AllShare Play als auch Dropbox inklusive kostenlosen 50 GB an Speicher für zwei Jahre.

Die Oberfläche von Android hat Samsung umgebaut. Hier kommt, wie so oft, die eigene TouchWiz-Oberfläche zum Einsatz, mit der das System mehr aussieht wie Android 2.3, denn die aktuelle Ausgabe. Ob und wie sehr man diese Alternative zur Standardoberfläche schätzt, ist wohl eine Geschmacksfrage.

Akkuleistung

Ob die Akkuleistung an die angegebene Standby-Zeit kommt, wurde zwar nicht ermittelt, mehrstündige Fototouren gehen sich mit einer Ladung jedoch problemlos aus, wenn man tatsächlich hauptsächlich fotografiert und den WLAN- bzw. 3G-Einsatz auf das Nötigste beschränkt. Sonst ist Vergnügen eher schnell wieder vorbei. In der Standardeinstellung schaltet die Kamera ihren Bildschirm nach wenigen Sekunden der Nichtbenutzung ab, was für die Senkung des Energieverbrauchs natürlich hilfreich ist. Als lobenswert herauszustreichen ist, dass der Akku problemlos ausgetauscht werden kann.

Fazit: Ein Spielzeug für Early Adopter

Was bleibt ist ein interessanter Erstling, der hoffentlich auch andere Herstellerzu ähnlichen Experimenten inspiriert. Polaroid dürfte wohl bald eine eigene Umsetzung liefern. Es wird sich zeigen, ob sich daraus eine Marktnische entwickelt, in der die Kompakten mit ihren rapide sinkenden Verkaufszahlen überleben können.

Den Mobilitätsvorteilen aus der Verknüpfung von Konnektivität, einem guten, mobilen Betriebssystem wie Android und einer Kompaktkamera stehen bei der Galaxy Camera leider Schwächen gegenüber, die ausgerechnet ihre "Kernkompetenz" betreffen. Sind die Bilder unter Normalbedingungen durchaus herzeigbar, nimmt die Qualität bei wenig Tageslicht leider zu stark ab, als man das für eine Investition von über 300 Euro rechtfertigen könnte.

Hier wäre es vielleicht richtiger gewesen, in puncto Rechenplattform auf Dualcore-Mittelklasse zu setzen, was für die meisten Zwecke ohnehin ausreicht, und stattdessen mehr in die Optik zu stecken oder das Gerät billiger anzubieten.

Es ist nicht auszuschließen, dass Samsung hier softwareseitig nachbessern kann, aktuell ist die Galaxy Camera aber mehr ein Spielzeug für Early Adopter, Experimentierfreudige und Android-Begeisterte, denn eine lohnenswerte Anschaffung für den durchschnittlichen Kamerakäufer.

Eine Reihe weiterer Aufnahmen findet sich in unserer Ansichtssache zur Galaxy Camera. (Georg Pichler, derStandard.at, 06.01.2013)

Update, 06.01.2013, 14:00: Der im Text angegebene Straßenpreis wurde von "zwischen 400 und 450" auf "300 bis 400 Euro" korrigiert. Der erste Wert entsprach dem Preisniveau beim Erstellen des Tests, war aber nicht mehr aktuell.