Gelitin, "Fade Insel", Kinderbuch. € 14,80 / 64 Seiten. Verlag der Buchhandlung, Walther König, Köln, 2012

Foto: Standard/Matthias Cremer

Zu den leidvollsten Erfahrungen im Leben eines Kindes zählt jene, dass das Leben ganz schön langweilig sein kann. Der Tag beginnt und will nicht aufhören. Eine Stunde nach neun Uhr früh sind auch erst 60 Minuten vergangen. Bis zum Abend kann es ohne Fernsehen und Nintendo ewig dauern. Die Pädagogen sprechen von einer wichtigen Erfahrung. Nur aus dem Faden erwächst die Kreativität. Die Kreativität, der Motor der Menschheit! Die Geburt der Kunst aus der Ödnis!

Die Wiener Künstlergruppe Gelitin, also vier ältliche Burschen, die sich dem Erwachsenwerden konsequent verweigern, weil es zumindest für eine glückliche Jugend nie zu spät ist, sind vor einigen Jahren zu einer besonders langweiligen Insel oben in Schweden gefahren und haben sich dort aussetzen lassen. Dort wollten sie in den Hochzeitskleidern ihrer Mütter schauen, was passiert, wenn einen Monat lang nichts passiert.

Sie schauten den vorbeifahrenden Schiffen in der Ferne zu. Sie bauten eine Hütte, fingen Fische - oder versuchten es zumindest. Gelitin machten Erfahrungen mit dem Wetter. Sie bauten ein Boot - oder versuchten es zumindest, bis jemand blutete. Und sie lernten, dass Kacka oft wiederkommt, selbst wenn man es ins Meer macht. Plötzlich war die Fade Insel gar nicht mehr fad. Daraus ist ein schönes Buch geworden. Es ist lustig zu lesen. (Christian Schachinger, Album, DER STANDARD, 22./23.12.2012)