Fiat stellt den Allradler ins tiefverschneite Madonna di Campiglio. Die widrigen Bedingungen zaubern nicht nur dem Panda ein Lächeln ins Gesicht. Nicht jedoch den anderen SUV-Fahrern

"Wenn die ersten Schneeflocken fallen", erzählt der Kollege, der in einem der höhergelegenen Speckzonen Wiens wohnt, "verschwinden die Supersportwagen mit einem Mal, und aus fast jeder Garage kommt ein alter Fiat Panda zum Vorschein." Mit dem fahren die Wichtigen dann, erklärt er, bis die Straßenverhältnisse wieder sportwagentauglich sind.

Foto: fiat

Wir stapfen in Madonna di Campiglio durch zehn Zentimeter frisch gefallenen Schnee zum neuen Panda. Es schneit, als hätte Frau Holle eine Wette gegen den alten Agnelli verloren.

Foto: der standard/gluschitsch

Bei einem ersten Fahrtest, vor einigen Wochen, im Offroad, hatte der Panda voll überzeugt. Aber die Verhältnisse in Madonna sind heute nicht das, was man sonst jeden Tag erlebt. Zwar fahren die Schneepflüge im Konvoi, Schnee bleibt trotzdem zentimeterdick auf der Straße liegen.

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Der Panda hat so Schwächen, die ihm heute zum Verhängnis werden können. Da geht es nicht darum, dass er neben jedem anderen SUV aussieht wie zu heiß gewaschen, also kaum Angeberpotenzial vor der Fünf-Sterne-Hütte hat.

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Was ihm fehlt, ist das abschaltbare ESP. Gerade auf Schnee in den Bergen könnte das dem Allrad zum Verhängnis werden. Denn was nützt das Wissen, dass man etwas mehr Gas braucht, wenn die Elektronik den Wagen wegen ein bisserl Schlupf bis zum Stillstand herunterregelt?

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Aber die ersten Meter führen uns ohnedies bergab. Da ist der Vorteil des Vierhaxlers eh nicht zu merken - dafür aber die Wendigkeit und das geringe Gewicht.

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Der Panda spielt sich mit den großen SUVs, die es in Italiens Kitzbühel gibt, als würden sie hier auf den Bäumen wachsen. Nur die Einheimischen, fällt auf, fahren Panda. Vor allem die erste Modellreihe sehen wir überraschend oft.

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Sterne, blau-weiße Propeller sind nicht mehr als Kippstangen für den kleinen Panda. Während die großen scheinbar unkontrolliert, aber langsam ins Tal rutschen, wedelt der Fiat außen und innen durch, als wäre die Straße trocken. Das ESP fängt den quer in die Kurven rutschenden 4x4 wieder ein und zieht ihn, eine Handbreit von der Leitplanke entfernt, auf die nächste Gerade.

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Aber wo es runtergeht, geht es dann auch wieder rauf. Inzwischen mit einem feixenden Grinser im Gesicht, wählen wir aber nicht die breit ausgebaute Superstrada, sondern einen nicht geräumten Feldweg. Enge Serpentinen, die, tiefverschneit, steil bergauf führen, locken uns.

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Jetzt lebt der Vierhaxerte erst richtig auf. Legt man den Fuß sanft aufs Gas, fährt er wie auf Schienen ganz gemütlich den Berg hinauf. Aber drückt man das Pedal in die Bodenplatte, dann geht die Hetz richtig los. Das ESP ist anders als befürchtet gar nicht zu spüren. Alle vier Räder drehen durch, der Panda schmiert durch die Kurve, als müsste er sie aufwischen. Schnee fällt auf einmal nicht nur vom Himmel, sondern fliegt in Massen aus den Radkästen. In einem Drift sticht der kleine Italiener den Berg hoch.

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Es keimt der Wunsch nach einer Almhütte, die nur schwer zu erreichen ist, täglichem Schneefall und diesem Auto. Kann das sein? Wer träumt schon von einem 1,3-Liter-Turbo-Diesel mit 75 PS und Allradantrieb?

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Dabei wäre dieser Wunsch auch noch finanzierbar: Um 17.950 Euro steht der neue Traumwagen in der eigenen Garage. Jetzt fehlen nur noch die grauslichen Straßenverhältnisse - die kann man leider nicht kaufen.

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Ja, der Panda passt auch gut in die Stadt, weil er klein, wendig und lustig ist. Aber seine Stärke spielt er dort aus, wo er legal gar nicht hindarf. Außer man besitzt ein Stück Urwald oder Gletscher. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 21.12.2012)

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