Wien - Von der OECD gab es im Vorjahr ein dickes Lob für Österreich. In keinem anderen Land sei der Beamtenstand in den vergangenen Jahren so stark reduziert worden wie in Österreich, hieß es. Das ist freilich nur die eine Seite der Medaille, wie der aktuelle Einkommensbericht des Rechnungshofes zeigt.

Zwar sank die Zahl der Beamten zwischen 2004 und 2011 von 249.294 auf 213.727, also um rund 35.500 Stellen. Im gleichen Zeitraum stieg aber die Zahl der Vertragsbediensteten um 91.713 auf mittlerweile 331.280 an. Mit anderen Worten: Die öffentliche Hand beschäftigt heute um 56.000 Menschen mehr als vor acht Jahren.

Nicht alle davon arbeiten freilich Vollzeit, bei den Vertragsbediensteten liegt der Teilzeit-Anteil bei 31 Prozent, bei den Beamten nur bei zehn Prozent. Unterm Strich bleibt aber trotzdem ein sattes Plus.

Nähere Details zu dieser Entwicklung gibt es nicht. Im Büro von Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vermutet man aber, dass vor allem Neuanstellungen von Ländern und Gemeinden in den Bereichen Kindergärten, Pflege und Spitäler dafür verantwortlich sind. Der Bund hat seinen Personalstand seit 2003 um 18.000 Vollzeitstellen reduziert.

Der Einkommensbericht macht auch deutlich, dass Beamte nach wie vor überdurchschnittlich gut verdienen. Das mittlere Bruttojahreseinkommen ist inflationsbereinigt seit 1998 um 23 Prozent gestiegen, netto lag das Plus bei 18 Prozent - wobei ein Teil des Zuwachses mit der Umklassifizierung der ÖBB-Beamten erklärt wird. 2011 verdiente ein durchschnittlicher Beamter mit Vollzeitstelle jedenfalls 50.657 Euro brutto.

Eklatant sind die Unterschiede im unteren Bereich. Personen, die "Hilfs- und angelernte Tätigkeiten" verrichteten, verdienten mit 24.121 Euro (Vertragsbedienstete) bzw. 35.321 Euro (Beamte) mehr als das Doppelte bzw. Dreifache von Arbeitern in der vergleichbaren beruflichen Stellung. In höheren Positionen werden öffentlich Bedienstete dafür "in ähnlicher Höhe" wie Angestellte bezahlt. (Günther Oswald, DER STANDARD, 20.12.2012)