RZB-Chef Walter Rothensteiner baut um.

Foto: Raiffeisen

Wien - Dem Raiffeisen Bankensektor steht ein gröberer Umbau bevor. Das Spitzeninstitut Raiffeisen Zentralbank (RZB) unter Walter Rothensteiner will die sogenannten Spezialunternehmen, also diverse Tochtergesellschaften wie die Raiffeisen Leasing GmbH oder die sektoreigene Bausparkasse, enger an die Brust nehmen.

Wie der Standard erfahren hat, sollen die Gesellschaften künftig mehrheitlich der RZB gehören, derzeit halten die Landesbanken die Mehrheit. Ein Manager benennt das Ziel so: "Es wird zu einer Bereinigung im Sektor und zu einer Straffung kommen, die auch Kosteneinsparungen bringen wird." Im Sektor soll es bereits einen Grundsatzbeschluss geben; die Prüfung, wie hoch die Beteiligung tatsächlich ausfallen soll, läuft aber noch. Die Spanne reicht von 51 bis 100 Prozent.

"Sündenfall" Leasing

Eigentlicher Anlass für die Umbauarbeiten ("Sündenfall", so ein Raiffeisen-Mann) ist der Fall Raiffeisen Leasing. Das Unternehmen hat in Italien schwere Verluste gebaut, der Vorstand wurde ausgetauscht. Die Raiffeisen Leasing Management GmbH gehört der RZB indirekt - und zwar über die RZB-SektorbeteiligungsGmbH - zu 25 Prozent. Weitere 25 Prozent hält die Raiffeisen Bank International, den Rest sieben Landesbanken. "Als die Verluste auftraten, musste aber der Sektor (RZB; Anm.) einspringen (gemeint: einzahlen; Anm.). Die Landesbanken reden bei allen Gesellschaften mit, aber wenn es schiefgeht, muss die RZB die Lasten tragen. Das ändern wir nun, und zwar gleich überall. Eine RZB-Mehrheit macht da Sinn", erklärt ein Raiffeisen-Manager.

Die weiteren "Spezialunternehmen" und Gesellschaften, die die RZB inhalieren will: Raiffeisen Bausparkasse (63 Prozent halten acht Landesbanken, 37 Prozent die RZB), Raiffeisen Kapitalanlagegesellschaft (RZB: 50 Prozent), Valida Pensionskasse (an der Holding hält die RZB knapp 25 Prozent), Wohnbaubank (RZB: 25 Prozent), Factorbank (RZB: 40 Prozent) und die für Internet- und Daten zuständige e-force GmbH (knapp 20 Prozent). Die Raiffeisen-Versicherung als Uniqa-Tochter sei von dem Vorhaben "höchstens peripher" betroffen, wie es im Sektor heißt.

Geplant ist, dass die Anteile der Raiffeisen-Landesbanken (oder eben Teile davon) an die RZB übertragen werden, wie genau das geschehen wird, ist offen. Denkbar ist ein Kauf, oder die Landesbanken erhöhen im Gegenzug ihre Beteiligung am Spitzeninstitut RZB. Die Details werden derzeit ausklamüsert und berechnet, vor allem die Bewertung der Gesellschaften steht noch aus. In der RZB treibt Vorstandsdirektor Johannes Schuster das Vorhaben an, er sitzt in den Aufsichtsräten der anvisierten Beteiligungen. Der Umbau soll im ersten Halbjahr 2013 über die Bühne sein, ist aus dem Sektor zu hören.

Viel wichtiger als zentrale Steuerung, Straffung und Kostensenkung ist bei der ganzen Angelegenheit aber die Eigenkapital-Tangente. Sobald die RZB die Mehrheit an den Gesellschaften hält, wird konsolidiert, die RZB kann sich also das Eigenkapital ihrer (neuen) Tochtergesellschaften zurechnen. Ein Schritt, der dem Sektor in Zeiten von Basel III doch weiterhelfen dürfte.

Ein RZB-Sprecher bestätigt nur, dass "Schuster den Plan hegt, Synergien zu heben". (Renate Graber, DER STANDARD, 20.12.2012)