Es gibt sie wirklich: die Rettungsgasse, hier von einer Verkehrskamera auf der Semmeringschnellstraße vor dem Grasbergtunnel dokumentiert.

Foto: Asfinag

Wien - Die Linken nach links, der Rest nach rechts - nach einjähriger Rettungsgassenpflicht auf heimischen Autobahnen und Schnellstraßen haben zumindest acht von zehn Österreichern begriffen, wie es geht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage (3000 Befragungen), die das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) evaluiert hat.

Wie gut das theoretische Wissen auch in der Praxis umgesetzt wird, weiß fast zwölf Monate nach Start der Maßnahme aber kaum jemand. Weder die Autobahn- und Schnellstraßenbetreibergesellschaft Asfinag noch die Polizei kann gesicherte Daten zu Verstößen und etwaigen Strafen vorlegen. Lediglich von "an die 100 Anzeigen" war die Rede. Die Pressekonferenz am Mittwoch hatte ihren Titel "Bilanz" also eher nicht verdient.

"Keine vernünftige Alternative zur Rettungsgasse"

Zur Erinnerung: Blaulichtorganisationen haben jahrelang für die Einführung der Rettungsgasse in Österreich gekämpft. Bei Stau und schon stockendem Verkehr ist sie seit Jahresbeginn verpflichtend. "Die Regelung wird überwiegend eingehalten", meint Martin Germ, Leiter des Verkehrsdienstes im Innenministerium.

"Es gibt keine vernünftige Alternative", resümierte der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum. Die Rettungsgasse funktioniere schon gut, es brauche jedoch weiterhin Aufklärung und Informationen. Zwar gebe es "Probleme durch einzelne Vorfälle", dennoch war die Einführung ein wichtiges Ereignis, um "wichtige Minuten früher vor Ort" zu sein, meint auch Armin Blutsch, Vizepräsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.

Akzeptanz gesunken

Weitere Resultate der Umfrage: Vor der Einführung der Rettungsgasse, im November 2011, hatten 73 Prozent den Begriff Rettungsgasse schon einmal gehört, ein Jahr später waren es 98 Prozent. Vor Inkrafttreten hielten noch 92 Prozent der Befragten die Rettungsgasse für sinnvoll, im November 2012 dann nur mehr acht von zehn.

"Ja, ganz genau" und "Ja, eher schon" antworteten insgesamt 94 Prozent auf die Frage, ob sie wissen, was konkret bei der Bildung zu tun ist. Allerdings gaben nur 81 Prozent auch die richtige Antwort: Zu bilden ist sie eben bereits beim Stocken des Verkehrs. (APA, simo, DER STANDARD, 20.12.2012)