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Nach ihrem Wahlsieg will Südkoreas erste Präsidentin, Park Geun-hye, mit Investitionen in Forschung die Wirtschaft in Schwung bringen.

Foto: Reuters/Kim

Seoul - Erstmals steht eine Frau an der Spitze Südkoreas. Park Geun-hye von der konservativen Saenuri-("Neue Grenze"-)Partei hat die Wahlen am Mittwoch nach Auszählung eines Großteils der Stimmen mit mehr als 51,5 Prozent Zustimmung gewonnen und wird in das "Blaue Haus", den Amtssitz des Staatsoberhaupts, einziehen.

"Dieser Sieg entspringt der Hoffnung der Menschen auf eine Überwindung der Krise und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten", sagte Park in ihrer Siegesrede. Das BIP-Wachstum war in Korea zuletzt von durchschnittlich 5,5 Prozent auf nur noch zwei Prozent pro Jahr zurückgegangen.

Ihr Konkurrent, der Menschenrechtsanwalt Moon Jae-in von der oppositionellen Demokratischen Einheitspartei (DUP), gestand in der Nacht auf Donnerstag die Niederlage ein.

Die Wahlbeteiligung war mit etwa 75 Prozent ungewöhnlich hoch, aber doch etwas niedriger, als im Vorfeld erwartet. Demoskopen waren davon ausgegangen, dass eine hohe Wahlbeteiligung, vor allem jüngerer Wähler, eher Moon helfen würde.

Park ist die Tochter von Südkoreas ehemaligem Diktator Park Chung-hee, dessen Erbe sehr umstritten ist. Erinnerungen an das Wirtschaftswachstum steht die Unterdrückung der Opposition in seiner Regierungszeit von 1961 bis 1979 gegenüber.

Park Geun-hye hat sich im Wahlkampf mit konkreten Ansagen zu ihrem Programm eher zurückgehalten. Neben der englischen Königin Elizabeth I nennt sie auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher als Vorbilder.

Betont hat Park die soziale Dimension ihrer "neuen konservativen Politik": Sie hat versprochen, in Forschung und Entwicklung zu investieren und die Sozialausgaben zu erhöhen, die aktuell mit 7,6 Prozent des BIP im Vergleich entwickelter Staaten sehr gering sind. Die Macht der sogenannten Chaebol, der Großkonzerne - etwa Samsung und Hyundai - , die in Händen einiger weniger Familien liegen und die südkoreanische Wirtschaft maßgeblich mitbestimmen, will sie aber nicht aufbrechen.

Vor allem Junge sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung unzufrieden. Es mangelt am Zugang zu gut bezahlten Jobs, die Einkommensschere ist in Folge der Sparprogramme des unbeliebten amtierenden Präsidenten Lee Myung-bak auseinandergegangen.

Gegenüber Nordkorea plant Park die Abkehr von der eher unnachgiebigen Politik ihres Vorgängers. Allerdings erwartet sie sich für stärkeres wirtschaftliches und diplomatisches Engagement auch konkretes Entgegenkommen des kommunistischen Nachbarn, vor allem bei der nuklearen Abrüstung.

Park hat sich in ihrer Zeit als Parteichefin der Konservativen auch mit Kim Jong-il, dem Vater des aktuellen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un, getroffen, und ihn als "angenehmen Gesprächspartner" bezeichnet. Die "Sonnenschein-Politik" des starken Engagements ohne Vorbedingungen hat sie dennoch scharf kritisiert. Nordkoreas Propaganda nannte Park jüngst eine "Verrückte", die nur zum Stimmenfang von Annäherung rede. (Reuters/red, DER STANDARD, 20.12.2012)