Dezember, und noch immer ist viel zu tun. Der Schnee lastet auf den Pflanzen. Schwer drückt sein Gewicht nach oben Strebendes nach unten, bis es kracht. Dann stellt sich Parallelität ein. Wie gut haben es da jene Pflanzen, die schon das ganze Jahr über diesbezüglich Unterstützung bekommen. Ob Rankgitter oder Klettergerüst, keine Böe, keine Regenlast und auch kein schwerer, nasser Schnee können diesen Pflanzen etwas anhaben.
Wie es die Jahreszeit so mit sich bringt, haben Kletterer wie Clematis oder Rosen bereits ihr Laub verloren. Das ist eine gute Gelegenheit, sich ihrer anzunehmen. Man kommt nämlich wieder an die Gitter und Gerüste heran. Zuerst schneidet man einmal beherzt in die Pflanze hinein. Man entfernt zu dünne Haxltriebe, schneidet krank wirkende Äste heraus und belässt ein paar schöne, gesunde Haupttriebe in ihrer Länge stehen. Ein Schritt zurück, ein Betrachten des Werks, und weiter geht es.
Fröhliches Pflanzentreten
Nun gilt es, die Triebe und Ranken von ihren Stützen zu befreien und loszuschneiden. Jetzt ist das Gerüst frei, jetzt kann man es wieder herrichten, streichen, schleifen, zurechtbiegen. Ist dies geschehen, werden im Anschluss die verbliebenen, langen Triebe wieder an der Rankhilfe fixiert, und gut ist es. Hakerl drunter und ab zur nächsten Tätigkeit, dem fröhlichen Pflanzentreten.
Erst kürzlich eingesetzte Stauden werden oftmals von Mutter Erde wieder ausgespuckt. Man erkennt dieses Ansinnen des Planeten daran, dass der vormals komplett eingegrabene Wurzelballen plötzlich wieder zu einem Drittel herausragt. Mutter Erde mag diesen Neuling offensichtlich nicht - macht nix. Wir treten drauf. Wir drücken mit Vehemenz und Verve den Ballen zurück in sein Loch, auf dass er dort anständig verwurzle. Er wird sich mit Muttern schon noch arrangieren.
Nächster Dezemberspaß: das Zusammenbinden sommergrüner Sträucher, deren Holz eher spröde denn elastisch ist. Die Rede ist da von Strauch-Pfingstrosen und ähnlichen Zierpflanzen. Damit eine eventuelle Schneelast nicht die ganze Pflanze erdrückt oder zerbricht, bindet man die Krone locker mit einem Faden zusammen, auf dass sich die Pflanze selbst stütze. Hilfe zur Selbsthilfe nennt man dieses Verhalten rastlos Unruhe verströmender Dezembergärtner.
Den Pflanzen den Druck nehmen
Was aber tun, wenn der Schnee schon gefallen und die Last bereits drückend ist? Obacht! Machen Sie nicht den Fehler, mit einem Besen den Schnee von oben her herabzukehren. Sie werden so den Trieben den finalen Knick verpassen. Wäre schade darum. Stellen Sie lieber den Kragen hoch, ziehen Sie den Schal dicht, stellen Sie sich unter die Pflanze und rütteln Sie leicht daran. Es wird schneien, wie schön! Weniger romantisch Angegnatschte machen das von außen, indem sie den Stamm oder dicksten Trieb der Pflanze mittels Besen oder ähnlichem anstubsen und ein wenig rütteln. Bewirkt ebenso ein Abschütteln der Last, ohne zusätzlichen Druck aufzubauen. Weiter geht es.
Beim Schlendern durch den Garten fällt Ihnen Ihr Schwimmteich auf. Die Oberfläche könnte bald komplett durchgefroren sein. Wer hier von der Angst geplagt ist, dass das zu Sauerstoffarmut im Wasser führen könnte, kann ja ein Bündel Schilf oder Sonnenblumenäste in das Wasser stecken, so bleibt die Oberfläche offen. Wie am Konjunktiv zu erkennen, ist diese Angst natürlich unbegründet. Aber bitte, auch Ängste wollen gepflegt werden.
Noch ein finaler Gartentipp? Sorgen Sie für ein Aufrechterhalten der Nahrungskette. Hängen Sie Maisenknödel und anderes Vogelfutter an Bäumen und Teppichstangen auf, die Katzen werden es Ihnen danken. Frohe Weihnachten! (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 21.11.2012)