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2008 bot Luca di Montezemolo Silvio Berlusconi noch einen bequemen Platz im neuen Lancia Delta an. Nun will der Ferrari-Chef selbst den Sessel des Ministerpräsidenten einnehmen.

Foto: Reuters / Max Rossi

Sogar Ferrari-Chef Luca di Montezemolo will nun persönlich mitmischen.

 

Keiner wird in Italien zurzeit so hofiert wie Premier Mario Monti. Die in den Mailänder Wirtschaftsprofessor gesetzten Hoffnungen ähneln freilich jenen, die man gemeinhin Wunderheilern zuspricht: So soll er den Amoklauf Silvio Berlusconis bremsen, der ihn erst in der vergangenen Woche gestürzt hatte. Gleichzeitig soll Monti Berlusconis heillos zerstrittene Partei Popolo della Libertà (PdL, Volk der Freiheit) einen und zum Wahlsieg führen.

Freilich erwarten sich auch die Christdemokraten von ihm kräftigen Rückenwind. Und der Vatikan und die italienische Bischofskonferenz wünschen den praktizierenden Katholiken sowieso weiterhin in der Rolle als Regierungschef - auch nach den nächsten Wahlen. Auch die Linke meint es gut mit Monti und warnt ihn davor, sich in die Niederungen eines Wahlkampfes zu begeben.

Doch der Premier beabsichtigt keineswegs, sie alle zufriedenzustellen - schon gar nicht Berlusconi, der ihm vordergründig großzügig die "historische Chance" anbot, "das Lager der Konservativen zusammenzuführen".

Monti will noch in dieser Woche in einer Rede an die Nation seine politischen Zukunftspläne erläutern. Der mit Spannung erwartete Auftritt soll am Weihnachtswochenende erfolgen, nach der Genehmigung des Haushaltsgesetzes, dem letzten Akt des Parlaments vor seiner Auflösung.

Erst nach seinem Rücktritt will der Übergangspremier den Italienern reinen Wein einschenken - doch bis dahin wollen sich die Medien nicht gedulden. Die Spekulationen über Montis "road map" blühen: So trage er sich mit der Absicht, mit einer eigenen Partei in den Wahlkampf zu ziehen - eine unwahrscheinliche These, da er in diesem Fall in nur wenigen Tagen 60.000 beglaubigte Unterschriften vorlegen müsste.

Als sicher gilt, dass er den Parteien eine Agenda mit einem konkreten Reformprogramm für die kommende Legislaturperiode vorlegen wird. Dabei könnte er sich "auf halbem Weg" zwischen Berlusconis PdL und dem linken Partito Democratico positionieren, mit dessen Chef Pier Luigi Bersani er am Montag zusammentraf.

Stellungsspiel der Parteien

Unterdessen bringt der Wahlkampf Bewegung in die Parteienlandschaft. Entgegen ursprünglicher Absichten hat Ferrari-Chef Luca di Montezemolo nun doch seine persönliche Kandidatur angekündigt. In dessen Partei Italia Futura geht auch der Vorzeigekatholik Andrea Riccardi ins Rennen, der sich als erster Minister der technokratischen Regierung Monti für eine politische Laufbahn entschieden hat.

Berlusconi übte sich derweil in seinem Metier: dem Populismus. In einer von vielen als peinlich bewerteten TV-Show seines Haussenders Canale 5 versprach er die Abschaffung der ungeliebten Immobiliensteuer ICI und weitere Steuersenkungen. Gleichzeitig ersuchte der Cavaliere um Vergebung für die "Bunga-Bunga"-Partys in seinen Villen: "Ich habe mich damals sehr einsam gefühlt. Meine Frau hatte sich von mir getrennt, meine Mutter war gestorben. Abends fühlte ich mich zuhause allein." Doch das alles sei vorüber. "Sie sind liiert, presidente?", hauchte die Moderatorin Barbara D'Urso. "Ja, ich bin sehr glücklich", strahlte der 76-Jährige.

Die Freude über seine Lovestory mit einer 27-Jährigen wurde allerdings durch eine technische Panne getrübt: Wegen eines nichtabgeschalteten Mikrofons konnten die Zuschauer in der Werbepause mithören, wie Berlusconi der Moderatorin die folgenden Fragen diktierte. (Gerhard Mumelter aus Rom /DER STANDARD, 18.12.2012)