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Laubheuschrecken bei der Paarung.
Bielefeld - Bei vielen Tieren - vor allem Spinnen und Insekten, aber auch einigen Amphibienarten - heftet das Männchen dem Weibchen bei der Paarung ein klebriges Paket an den Hinterleib, die sogenannte Spermatophore. Bei Laubheuschrecken kann dieses "Brautgeschenk" 40 Prozent der Körpermasse eine Männchens ausmachen und besteht aus einer proteinreichen Masse, die das Weibchen nach der Paarung verzehrt. Erst nach mehreren Stunden wandern die Samen in den Geschlechtstrakt des Weibchens.
Wer übt über diese zeitverzögerte Befruchtung aber die eigentliche Kontrolle aus? Überraschenderweise ist es das Männchen, wie die Universität Bielefeld berichtet. Und das, obwohl das Männchen zum Zeitpunkt der eigentlichen Befruchtung längst nicht mehr vor Ort ist.
Kreuzungsversuch
Für ihre Studie haben Klaus Reinhold und Steven Ramm
von der Uni Bielefeld Männchen und Weibchen zweier Unterarten
der Laubheuschreckenart Poecilimon veluchianus gepaart, bei denen sich
die Zeit zwischen Paarung und Spermienübertragung unterscheidet. Während
bei der Unterart Poecilimon veluchianus minor die Samen größtenteils
innerhalb der ersten drei Stunden übertragen werden, startet der
Transfer bei Poecilimon veluchianus veluchianus erst nach vier Stunden.
Kreuzt man nun die zwei Arten - so die Idee der Forscher - lässt sich an
der Zahl der transferierten Spermien nach drei Stunden ablesen, ob das
Männchen oder das Weibchen über die Transferzeit bestimmt.
Jeweils
neun bis zwölf Paare der vier Kombinationsmöglichkeiten von Poecilimon
veluchianus minor und Poecilimon veluchianus veluchianus haben die
Forscher gepaart. Drei Stunden nach erfolgter Begattung haben sie
untersucht, wie viele Spermien sich im Geschlechtstrakt der Weibchen
fanden. Das Ergebnis: Die Spermien der Männchen der "schnellen" Unterart
von Poecilimon veluchianus minor lassen sich bei Weibchen beider
Unterarten nachweisen. Hingegen konnten die Männchen der "langsamen"
Unterart von Poecilimon veluchianus veluchianus bei beiden Typen von
Weibchen innerhalb von drei Stunden so gut wie keine Spermien übertragen.
Das Timing liegt also ganz in der "Hand" der Männchen, auch wenn diese während dieser Zeit längst mit anderen Dingen beschäftigt sind. (red, derStandard.at, 24. 12. 2012)