Der Dachgarten hätte den Bewohnern einen Spielplatz, Gemeinschaftsbereiche, aber auch Ruhezonen geboten.

Rendering: Minovsky & Holzinger

Wien - Ein Dachgarten mit Pflanzen aus den verschiedenen Herkunftsländern der Asylwerber, die im Integrationshaus leben, war geplant. Er sollte neue Perspektiven eröffnen, vielleicht auch Therapiemöglichkeiten für traumatisierte Flüchtlinge bieten und ein Ort zum Durchatmen auf dem Integrationshaus im zweiten Bezirk in Wien sein. Doch aus "Welcome to Vienna" wird trotz sechs Jahren dauernder Planung und nach unzähligen Verhandlungen nichts.

Dabei hat es nicht an prominenten Unterstützern gemangelt: Starregisseur Peter Sellars trieb persönlich jahrelang die Idee des (damals noch) Architekturstudenten Gregor Holzinger voran, das Dach des 1995 gegründeten Hauses in der Engerthstraße zu begrünen und zur Gemeinschaftsfläche auszubauen. Francesca Habsburg sponserte mit. Von ihrer und einer weiteren Privatstiftung wären insgesamt 350.000 Euro in das Projekt geflossen.

Und rund 300.000 Euro wären aus dem Budget der Wiener Festwochen, die später als Bauwerber fungierten, für das Architekturprojekt bereitgestanden. Diese Summe stammte aus dem Topf für das New Crowned Hope Festival, das im Mozartjahr 2006 von Peter Sellars kuratiert worden war und der das Dachgartenprojekt als Architekturbeitrag zu dem Festival erwählt hatte.

Es könnte an Haftungsfragen scheitern

All die Anstrengungen dürften nun an Haftungsfragen scheitern: Vor etwa eineinhalb Jahren hat der in der Stadtverwaltung für das Integrationshaus zuständige Zuwanderer-Fonds von den Festwochen Haftungserklärungen verlangt. Laut dem Geschäftsführer der Wiener Festwochen, Wolfgang Wais, sollten sie alle Risiken umfassen, die über die Bauherrenhaftpflicht und Bauwesenversicherung des Generalunternehmers hinausgehen. Diese seien nicht zu beziffern gewesen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Haftung "auf ein versicherbares Niveau zu bringen", habe man daher von Festwochen-Seite im Herbst einen Schlussstrich unter das Projekt ziehen müssen.

"Man kann auch Haftungen verlangen, die so umfangreich sind, dass man im Vorhinein weiß, dass sie nicht akzeptiert werden können", sagt Wais. Dass ein fertig finanziertes und geplantes Projekt daran scheitert, sei " grotesk", findet Wais.

Zuwanderer-Fonds: "Weiter offen für Lösungen"

Beim Zuwanderer-Fonds weist man den Vorwurf, Forderungen willkürlich zu hoch anzusetzen, zurück: "Man erfindet ja nichts, damit man etwas verhindert", sagt Geschäftsführer Stefan Hawla. Einzig die Absicherung des Zuwanderer-Fonds sei im Fokus gestanden. Es müsse im Vorhinein geklärt sein, wer haftet, "wenn etwa ein Blumentopf hinunterfällt". Dass Projektbeteiligte von einem Scheitern der Gespräche sprechen, überrascht Hawla: "Das hätte ich nicht so gesehen. Wir sind weiter offen für andere Lösungsvorschläge", sagt er.

Den Architekten Holzinger hat "immer fasziniert, wie viele verschiedene Leute mit verschiedenen Hintergründen gemeinsam versucht haben, das Projekt umzusetzen". Selbst ein an der Umsetzung interessiertes Generalunternehmen habe trotz Kostensteigerungen (z. B. bei Materialien) im Laufe der Jahre weitestmöglich an dem Ursprungsangebot festgehalten. Dass es trotzdem nicht klappt mit dem Dachgarten - der "eigentlich ein Geschenk an die Stadt Wien" sei, "das aber offenbar nicht angenommen wird" -, enttäuscht nicht nur ihn, sondern auch Projektleiterin Bärbel Müller: Es sei "Irrsinn, was die Stadt da serviert bekommen hat und nicht zugreift", sagt sie.

Konsequenzen

Die gemeinnützigen Privatstiftung RD Foundation Vienna zieht Konsequenzen: "Wir konzentrieren uns nach diesen sich über Jahre hinziehenden Erfahrungen dezidiert nunmehr auf Projekte der Zivilgesellschaft, die nicht vom Wohlwollen unwillig-abweisend agierender Behörden abhängig sind", sagen die Stiftungsvorstände Ingrid und Christian Reder.

Von politischer Seite heißt es aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP): "Das war keine politische Entscheidung." Wenn die Gespräche gescheitert sind, könne man das nur zu Kenntnis nehmen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 17.12.2012)