Bundeskanzler Direktwahl

Grafik: Der Standard

Linz - 27 Prozent für die SPÖ, 21 für die ÖVP - rechnerisch ist die Mehrheit für die Koalition weg. In der jüngsten Market-Umfrage für den Standard schiebt sich die FPÖ mit 22 Prozent wieder auf den zweiten Platz, die Grünen liegen mit 15 Prozent zwar deutlich über ihrem letzten Wahlergebnis und über den Umfrageergebnissen des Frühjahrs, aber eine rot-grüne Mehrheit ist auf Bundesebene nicht in Sicht. Als fünftgrößte Kraft etabliert sich in der Umfrage das Team Stronach - seit Wochen stabil bei rund neun Prozent. Das BZÖ, das bei der Wahl 2008 noch knapp vor den Grünen (10,70 gegenüber 10,43 Prozent) gelegen ist, darf derzeit nur mit zwei Prozent rechnen, die KPÖ mit einem und sonstige Parteien mit drei.

Die (hypothetische) Kanzlerwahl-Frage ist in der Grafik dargestellt: BZÖ-Chef Josef Bucher kommt auf keine relevanten Nennungen mehr, Frank Stronach dagegen auf sieben, Grünen-Chefin Eva Glawischnig auf zehn Prozent, was allerdings weit von den Werten entfernt ist, die ihr Vorgänger Alexander van der Bellen in seiner besten Zeit hatte.

Amtsinhaber Werner Faymann liegt (inklusive Nachfrage an Unentschlossene klar in Führung vor VP-Chef Michael Spindelegger. Market-Chef Werner Beutelmeyer erläutert: "Die ÖVP setzt derzeit stark darauf, dass ihre Befürwortung der Wehrpflicht für sie einen Stimmungsumschwung bringt. Dafür strengt sie sich aber eher wenig an."

Das könnte damit zusammenhängen, dass ohnehin alle Daten darauf hinweisen, dass die Wehrpflicht bei der Befragung am 20. Jänner bestätigt wird. Darin sieht Beutelmeyer allerdings eine Gefahr: "Die Daten zeigen zwar eine Zustimmung von 57 Prozent für die Wehrpflicht und nur 42 Prozent für ein Berufsheer. Aber die Bereitschaft, an der Volksbefragung teilzunehmen, ist im Sinken - 48 Prozent behaupten, hingehen zu wollen, aber dieser Wert geht zurück. Wenn bloß jeder Vierte mitentscheidet, ist das Ergebnis nicht vorhersagbar." Im Gegenteil: Die allgemeine Erwartung, das sich die ÖVP-Position durchsetzen werde, könnte demobilisierend wirken - Wehrpflicht-Befürworter würden daheimbleiben, weil sie die Sache vorzeitig als gewonnen ansehen; und am Schluss verlieren.

Einer der exponierten Wehrpflicht-Anhänger, Offiziersgesellschafts-Präsident Eduard Paulus, hat wegen seiner Verwicklung in die Salzburger Affäre am Sonntag sein Amt ruhend gestellt. Kanzler Faymann ist unbeirrt: Eine Bestätigung der Wehrpflicht würde ihm nicht schaden, meint er. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 17.12.2012)