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Ein Schild auf der Straße hinauf zur Sandy Hook Elementary School in Newtown, Connecticut.

Foto: EPA/JUSTIN LANE

Newtown - Der Amokläufer von Connecticut hat gleich mehrere Male auf seine Opfer, darunter 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren, gefeuert. Sie wiesen "verheerende Verletzungen" auf, sagte der leitende Gerichtsmediziner des US-Bundesstaates, H. Wayne Carver, sichtlich erschüttert am Samstag in Newtown. "Ich glaube, alle wurden mehr als einmal getroffen." Er habe die Leichen von sieben Schülern obduziert. Sie hätten jeweils zwischen drei und elf Schusswunden erlitten. Es sei das Schlimmste, was er bisher in den mehr als 30 Jahren seiner Tätigkeit gesehen habe, sagte Carver.

Ein 20-Jähriger hatte am Freitag in einer Grundschule in Newton das Feuer eröffnet und 26 Menschen erschossen. Die Bluttat löste weltweit Bestürzung aus und entfachte zugleich eine neue Debatte über das Waffenrecht in den USA. Präsident Barack Obama forderte "bedeutsames Handeln, um weitere Tragödien wie diese zu verhindern".

Namen der Opfer veröffentlicht

Die Staatspolizei von Connecticut veröffentlichte am Samstag die Namen der Opfer. Demnach sind darunter zwölf Mädchen und acht Jungen. Außerdem kamen sechs Frauen ums Leben, dazu zählen die Rektorin und eine Schulpsychologin. Der "New York Times" zufolge wurden sie erschossen, als sie versuchten, den Amokläufer zu stoppen. Er hatte sich nach dem Blutbad selbst getötet.

Getötete Mutter des Attentäters besaß Waffen

Auch die Mutter des Schützen war am Freitag erschossen aufgefunden worden. Paul Vance von der Staatspolizei stellte am Samstag klar, dass sie keine Verbindung zur Schule gehabt habe. Bisher hatte es in Medienberichten geheißen, sie sei Lehrerin an der Schule gewesen. Vance wies auch Berichte zurück, nach denen der Schütze einen Tag vor dem Amoklauf eine Auseinandersetzung in der Schule gehabt habe. Darüber gebe es keine Informationen, sagte er. Die Namen des Täters und der Mutter würden erst nach Abschluss der Obduktion an diesem Sonntag offiziell bekannt gegeben. 

Einem Bericht der "New York Times" zufolge war die Mutter eine Waffennärrin. Sie habe ihren Sohn zu Schießständen mitgenommen. "In einer Kneipe am Ort erzählte sie mitunter von ihrer Waffensammlung", heißt es in dem Bericht am Sonntag.

In dem Zeitungsbericht hieß es unter Berufung auf Informationen von Ermittlern, dass die Mutter des Schützen fünf Waffen besessen habe. Diese seien auf ihren Namen registriert gewesen. Die drei halbautomatischen Waffen, die in der Schule in der Nähe der Leiche des Schützen entdeckt wurden, liefen ebenfalls auf ihren Namen. Laut "New York Times" besaß die Frau zudem noch zwei Jagdgewehre.

Die Frau sei seit 2008 von ihrem Mann geschieden und habe mit dem Sohn zurückgezogen in einem großen Haus im Kolonialstil in Newtown gelebt. Sie habe Schwierigkeiten gehabt, mit psychischen Problemen ihres Sohnes fertig zu werden, schreibt die Zeitung. Die Mutter habe ihren Sohn für einige Zeit aus einer Schule in der Stadt genommen und daheim unterrichtet, weil sie mit der Schule nicht zufrieden gewesen sei. Welche Schule ihr Sohn besuchte, blieb aber weiter offen.

Verschaffte sich gewaltsam Zutritt zur Schule

Er teilte weiter mit, dass sich der Schütze gewaltsam Zutritt zur Schule verschafft habe. Erst vor kurzem sei dort ein neues Sicherheitssystem installiert worden. Medienberichten zufolge müssen Besucher klingeln und erscheinen dann auf einer Monitor. Erst wenn jemand innen auf den Türöffner drückt, kann man eintreten.

Der Täter soll Berichten von Nachbarn und Bekannten zufolge in Newtown aufgewachsen sein. Er wird als klug, sehr scheu und introvertiert beschrieben. In jungen Jahren sei er ein Einzelgänger gewesen, erzählte eine frühere Klassenkameradin bei CNN. Nachbarn beschrieben ihn nach Berichten des Senders als merkwürdig. Bei dem Amoklauf soll er ganz in Schwarz gekleidet gewesen sein und eine kugelsichere Weste getragen haben. Er habe sein Auto direkt vor der Eingangstür geparkt, berichtete der Nachrichtensender CNN.

Halbautomatisches Gewehr

Die Leichen der Kinder wurden nach Angaben des Gerichtsmediziners von den Eltern zunächst per Fotos identifiziert, das sei etwas leichter für sie gewesen, sagte Carver. Die meisten Kugeln stammten demnach aus einem halbautomatischen Gewehr. Sie seien von einer Art, die schwere Schäden im Gewebe verursache.

Amerika steht nach der Gräueltat unter Schock, Politiker suchten verzweifelt nach Worten. Obama bekräftigte in seiner Rundfunkansprache, derartige Tragödien passierten zu häufig in den USA. Seien es die Blutbäder wie jetzt in der Grundschule in Newtown oder Schießereien an zahllosen Straßenecken in Städten wie Chicago oder Philadelphia: "Alle diese Orte könnten unser eigener sein", sagte der Präsident.

Der Gouverneur des Bundesstaates Connecticut, Dan Malloy, sagte: "Das Böse hat unsere Gemeinde besucht. Es ist eine schreckliche Zeit." An allen öffentlichen Gebäuden in den USA wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. Vor der Einfahrt der Grundschule in Newtown lagen Dutzende Blumensträuße und Karten. Bereits am Freitagabend hatten sich mehrere hundert Menschen in einer Kirche zu einer Andacht versammelt. (APA, 16.12.2012)